100
Fünftes Hauptstück.
fen Korfiz Ulfeld, Gemahl der Halbschwester des Königs
und Reichshvsmeister, blickte daher der übrige Adel voll
Neides und Ingrimms. Nun besaß die Königin, So¬
phia Amalia, geboren 1628, Tochter Herzog Georgs
von Braunschweig - Lüneburg, ebensoviel Muth als Ge¬
wandtheit, und diese Eigenschaften wandte sie gegen Ul-
feld an, der einst ihrem Gemahl die Krone hatte ent¬
reißen wollen: er sah sich von Privatfeinden geneckt, von
Ranken umsponnen, bei Hofe frostig behandelt, und er¬
griff endlich am 14. Juli 51 bei Nacht die Flucht, allerdings
in der Hoffnung, durch Korrespondenz und zurückgelaßne
Anhänger desto sichrer wirken zu können; aber unmittel¬
bar aus seine Flucht folgte der Sturz seiner ganzen Par-
thei. Ungeduldig reihte er sofort die Schwedenkönigin
Christina, und als Christin« entsagte, ihren Nachfolger
zum Kriege gegen Dänemark: damals wurde er über¬
stimmt: es gieng nach Polen; jetzt aber erinnerte sich
Karl an Alles, was ihm der Graf über den schlechten
Zustand der Finanzen, Truppen und Festungen Däne¬
marks gesagt hatte. Rasch segelte er nach Holstein, und trieb
die Dänen aus der Landschaft Bremen, mit deren Besatzung sie
den Krieg eröffnet hatte; im Flug war die jütische Halb¬
insel erobert; ein plötzlicher Frost verwandelte die beiden
Belte in Eis: da beschloß Karl über das Meer zu mar¬
schieren: Reiter führten ihre Pferde am Zügel, Kanonen
und Packwägen glitten wie von selbst über die Fläche;
des Königs Wagen und 2 Kompagnien versanken: die
Andern gelangten glücklich von Jütland nach Fünen, be¬
setzten Langeland, Laland und Falster, lieferten dem Feind
auf dem Eise ein Treffen, und erschienen bei Wvrding-
borg aus Seeland. Hier trafen sogleich Gesandte mit
Friedensvorschlägen ein: frohlockend drang Ulfeld in
den König, sie nicht anzuhören: Karl hörte sie, aber
seine Forderungen überschritten die Vollmacht der Ge¬
sandten. Während sie nach Kopenhagen zurückkehrten,
rückte Karl bis Tostrup, 4 Stunden von der Hauptstadt.
Den 26. Febr. 58 wurde in Roeskild Friede geschlossen: