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Haupt mit der Hand empor und klagte: „O weh, dich fällte Mörderhand!"
Mit ihr weinte das ganze Gesinde. Boten aber holten Siegfrieds Ritter
und den alten Vater herbei. Da erhob sich ein starkes Jammern von
allen Seiten im Palast und in der Stadt Worms; denn allen war der
Held teuer gewesen. Besonders aber jammerte Siegmund, der alte
König, welcher nun des herrlichen Sohnes beraubt war. Niemand
konnte ihn und Kriemhild trösten. Man mußte jedoch daran denken,
den Toten zu bestatten. Es wurde ein Sarg bereitet von Silber und
Gold, in ihm trug man den Helden in der Frühe zum Münster unter
dem Klange der Glocken und dem Gesäuge der Geistlichen. Unter dem
Gefolge befand sich auch Gunter und selbst der treulose Hagen. Um
den Mörder vor allen Leuten zu überführen, sprach Kriemhild: „Wer
unschuldig ist an dem Morde, der trete getrost an den Toten heran;
wenn aber der Mörder in der Nähe ist, so werden die Wunden wieder
bluten." Als nun Hagen herantrat, floß das Blut wieder so stark aus
den Wunden, wie zuvor, als Siegfried getötet wurde. Da erkannten
alle, daß Hagen der Mörder war. Mit großer Pracht und unter lautem
Weinen und Klagen des Volkes wurde Siegfried in Worms begraben.
— Traurig kehrte König Siegmnnd nach Niederland heim, um für den
Enkel zu sorgen, Kriemhild aber blieb in Worms zurück und sann Tag
und Nacht darüber nach, wie sie den Tod ihres teuren Mannes an den
Mördern rächen könnte. So lebte sie in der Stille dreizehn Jahre.
Um sie zu versöhnen, ließ Gunter den großen Schatz, den Hort der
Nibelungen, nach Worms bringen und lieferte ihn der Schwester aus.
Als sie nun aber reiche Spenden von diesem Schatze gab, fürchtete
Hagen, sie werde sich mit dem Gute zu viele Freunde erwerben; daher
raubte er ihr den Hort und versenkte ihn tief in den Rhein. Durch
diese Gewalttat wurde Kriemhild aufs neue zur Rache entflammt.
II. Kriemhildens Rache.
1.
Fern im Lande der Hunnen wohnte der mächtige König Etzel,
der über viele Reiche und Könige gebot. Da hörte er von der Schön¬
heit der Kriemhild im Burgundenland und beschloß, um sie zu werben.
Der Markgraf Rüdiger von Bechlaren übernahm die Werbung und
erschien in Worms. Wohl waren die Brüder geneigt, die Schwester
fortziehen zu lassen, nur Hagen riet entschieden davon ab; denn er
fürchtete Unheil. Kriemhild selbst antwortete dem Boten: „Wenn Ihr,
Markgraf Rüdiger, meines Herzeleids kundig wäret, so würdet Ihr mir