Full text: Mit einem Stahlstich (Bd. 6)

Waffenglück d. Franz., welches z. Mtlltärdefpottsmus führt. 235 
nung „revolutionär" hinsichtlich alles dessen, was den 
Staat betreffe. Jetzt, da die Schreckensmänner depor- 
tirt, enthauptet oder in Haft, da Robespierre und Ro- 
bespierres Schweif vernichtet waren, glaubten die bisher 
aus einen großen Umsturz rechnenden Königsfreunde ihre 
Sache mit der des Moderantismus vereinigen zu können. 
Der Convent selbst, schien es, bot ihnen die Hand, ge. 
stattete Vielen die Heimkehr nach Paris, legte ihrem 
Treiben Nichts in den Weg, und schenkte den zwei Kin¬ 
dern Ludwigs XVI., welche immer noch im Tempel schmachte, 
ten, seine mitleidige Theilnahme. Einen herzerschütternden 
Anblick gewährte der 10jährige Prinz, von den Noyali» 
sten Ludwig XVH. genannt: alle Fragen, Bitten und 
Versprechungen entlockten ihm auch nicht eine Sylbe, 
nicht ein Lebenszeichen, sondern mit grassem Blick stierte 
er die Conventsdeputirten an. Hatte er unter der eiser¬ 
nen Zuchtruthe des von Robespierre ihm beigegebnen 
Schusters Simon Reden und menschliches Empfinden 
verlernt? oder fürchtete er eine ähnliche List, wie da- 
mals, als man ihn durch Schmeicheleien zu scheußlichen 
Aussagen wider seine Mutter verleitete? Der Himmel 
erbarmte sich seiner: er starb den 8. Juni 95, wie die 
Aerzte erklärten, an den Folgen einer scrophulösen Krank¬ 
heit. Dieß ist auch sehr glaublich, da Scropheln im 
Hause der Bourbonen erblich sind, wie die fallende Sucht 
unter den Nachkommen Maria Theresias. Seine Schwe¬ 
ster Maria Theresia Charlotte wurde im Laufe 
des Sommers gegen die von Dumouriez verhafteten Con- 
ventsglieder an Oestreich ausgewechselt, und später mit dem 
Herzoge von Angouleme, ältestem Sohne des Grafen 
Artois, vermählt. Nie waren die Aussichten günstiger 
für das Königthum gewesen, als eben nach dem Tode 
Ludwigs XVH.: in die Ansprüche eines Kindes trat nun 
als Ludwig XVIII. der 40jährige Graf Provence; Piche- 
gru, theils an de« Republik verzweifelnd, wegen der Auf- 
ruhrscenen im April, theils aus Nebeneinnahmen bedacht, 
weil er als Obergeneral monatlich nur 4000 Franken 
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