Full text: Mit einem Stahlstich (Bd. 6)

Achtes Hauptstück. 
152 
dessen zSgerte er einen vollen Monat, und sprach in je. 
der Proklamation an die Eidgenossen nur von Herstellung 
des Alten, was die Mehrzahl längst verschmähte. So 
rückstchtsvoll der Erzherzog in seinem Werke über den 
Feldzug von 99 politische Triebfedern verschweigt, so schei, 
nen diese gleichwohl unverkennbar hervorzutreten. Mini¬ 
ster Thugut und die bei Hof einflußreichen Weiber haben 
ihn gelähmt: sie wollten Nichts mit dem Schweitzervolk 
zu schaffen haben; sie machten, für ihr Wien besorgt, 
Tirol zur Operationsbasis, und verstärkten deßhalb den 
hier befehligenden Bellegarde, nicht den Erzherzog. 
Erst im Mai drängte Letzterer den Massena gegen Zürich 
zurück: hierauf blutige Treffen zu Anfang Junis, und als 
Karl am 6. den Kampf erneuern wollte, Masscnas vor¬ 
sichtiger Rückzug auf den Albis, wo er seine Linke an 
den Rhein, seine Rechte an den Zugersee lehnte. Jndeß 
trafen fort und fort große Nachrichten aus Italien ein: 
Suwarow, geboren 1729 zu Suskoy in der Ukränc, und 
den 18. April mit der russischen Hülfsarmee zu Verona 
angelangt, ein wild genialer Mann nach Peters Schnitt, 
Kamerad und Züchtiger seiner Slaven, Meister in An¬ 
wendung des Bajonetts, übrigens reicher an Lichtblicken 
hes Moments als an Grundsätzen der Berechnung, ver¬ 
folgte als Oberfeldherr der italiänischcn Coalitionstruppen 
den Sieg von Cassano, besetzte Mailand, belagerte Man- 
tua, erreichte am 12. Mai, nordwärts von Alessandria, 
hei Bassignano den General Moreau, entriß ihm Turin 
und ganz Piemont, und beschränkte ihn auf das Ge¬ 
nuesische. Bald aber wagte sich Moreau wieder bis ge¬ 
gen Voghera vor; denn tief aus Süden, über Modena, 
zogen ihm 50,000 Mann zu Hülfe: Macdonald führte 
sie, seit Championnets Verhaftung Oberbefehlshaber der 
Republik Neapel. Zwar hatte hier Kardinal Russo, 
ohne Ferdinands Auftrag, aus eigner Kriegslust gelan¬ 
det , die rohen Kalabresen aufgewiegelt, entlaßne Solda¬ 
ten, sowie Räuberbanden des Fra Diavolo, Panza- 
nera, Mammone, Decesari, Proni undSciarpa
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.