Die Jullrevolutkon.
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sondern es flößt ihnen Unruhe ein, weit es ihre Freihei¬
ten zu untergraben droht." Den 19. März, zwei Tage,
nach Ueberreichung der Adresse, vertagte Karl die Kam¬
mern bis zum 1. September. Es war sein Entschluß,
die Deputirtcnkammer aufzulösen, und damit bei den neuen
Wahlen der Royalismus überwiege- sollte ein glänzendes,
dem Nationalstolze schmeichelndes Unternehmen die Wäh¬
lenden bestechen. Der Raubstaat Algier bot hiezu er¬
wünschten Anlaß. Dcy Hussein forderte Auszahlung
mehrerer Millionen, vergriff sich, da man ihm nicht
alsbald zu Willen war, an Schiffen der Franzosen, und
gab ihrem Consut Deral bei öffentlicher Feierlichkeit
einige Schläge mit dem Fliegenwedel. Während nun
Karl durch Ordonnanz vom 16. Mai die Wahlcollegien
einberief, stieg in Toulon der verhaßte Kriegsminister
Bourmont mit 30,000 Mann zu Schiffe. Ungünstige
Winde verzögerten die Landung: erst am 14. Juni er¬
folgte sie, in der Bai von Sidi-Ferruch: am 16., 24.
und. 28. schlugen Bourmonts wackre Streiter die dem
Dey zu Hülfe eilenden Beduinen; am 5. Juli standen
sie vor Algier: Admiral Duperre beschoß die Stadt zu-
gleich von der Seeseite. Nach fruchtloser Unterhandlung
sprengte Hussein am 4. das Kaiserfort, und machte, wie
die Franzosen über dessen Trümmer stürmisch vordran¬
gen, in seiner Verzweiflung Miene, durch Sprengung
auch der übrigen Schlösser und Bastionen Freunde und
Feinde zu verschütten; Bourmont genehmigte daher einen
Vertrag, welcher Sicherheit der Personen und des Pri¬
vateigenthums gewährte, und am 5. Juli wehte die fran-
zvsische Fahne auf allen Zinnen. Unterdeß waren in
Frankreich die 221 wieder, viele andre Gegner der Re¬
gierung neu gewählt worden. Polignac, der sich auf
stolzer Siegesfreude wiegte, schwur, durch einen Macht¬
streich die kaum entstandne Kammer zu vernichten, die
Wahlform umzustürzen, und der öffentlichen Meinung,
deren Zorn er keck herausforderte, den Mund zu schlie¬
ßen. Am 25. Juli richtete der von Polignac beherrschte