Full text: (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) (Unterrichtsstufe 2)

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gelernt haben, auf den preußischen Thron. Er begann mit Maria 
Theresia einen Kampf, an welchem bald alle Hauptmächte Europa's 
Antheil nahmen. Seine Ansprüche auf die schlesischen Fürstenthümer 
Liegnitz, Brieg, Wohlau und Jägerndorf hatten die beiden schlesischen 
Kriege zur Folge. Zugleich aber erkannte der Kurfürst von Bayern, 
Karl Albrecht, die pragmatische Sanction nicht an und forderte als 
Gemahl der jüngern Tochter Josephs I. die ganze östreichische Monarchie. 
So entstand der östreichische Crbfolgekrieg, 1740 —1748, 
Während Friedrich II. nach vem ersten schlesischen Kriege ganz Schlesien 
für sich gewonnen hatte, nahm Karl, von Bayern, Frankreich und Sachsen 
unterstützt, Böhmen ein und ließ sich zu Frankfurt als Karl VII. zum 
Kaiser (1742-1745) krönen. Maria vertrieb jedoch mit Hülfe der 
treuen Ungarn die Feinde aus Oestreich und Böhmen. Karl gerieth 
in Noth, zumal Sachsen von ihm abfiel und zur Kaiserin überging. 
Als diese noch England und Sardinien sich zu verbinden wußte, wurde 
Friedrich mißtrauisch und eröffnete in Verbindung mit Frankreich den 
zweiten schlesischen Krieg. Während desselben starb Karl. Sein Sohn 
Maximilian Joseph söhnte sich mit Maria Theresia aus, erhielt im 
Vertrage zu F ü s s e n Bayern und erkannte Maria Theresia's Gemahl und 
Mitregenten Franz I. als Kaiser an, was Friedrich im Dresdener Frieden 
ebenfalls that. Frankreich, England und Spanien setzten den Kamps bis 
zum Jahre 1748 (Friede zu Aachen) fort. Maria konnte indeß den 
Verlust von Schlesien nichl verschmerzen. Sie verbündete sich mit Ru߬ 
land, Sachsen und Frankreich, und so entstand der siebenjährige Krieg. 
§. 110. Dnö deutsche Reich. Obgleich in dem deutschen 
Reiche die alten Formen noch fortbestanden, ja sogar eine neue Kur¬ 
würde errichtet worden war, so ist doch, wie wir aus dem zuletzt 
Erzählten leicht ersehen werden, von einem deutschen Reiche, von 
einer deutschen Nation und einem deutschen Kaiser eigentlich gar nicht 
mehr die Rede. Es gab, namentlich seitdem Preußen zu einer euro¬ 
päischen Hauptmacht erhoben war, große und kleine, beschränkte und 
unbeschränkte Fürsten, welche nach eigenen Gesetzen herrschten und sich 
durch ihre stehenden Heere Gewicht zu verschaffen wußten. So sehen 
wir den Kaiser nicht mehr für Deutschland, sondern für seine östrei- 
chischen Erbländer in den Kampf ziehen, und die Gesandten und Ge¬ 
schäftsmänner, welche statt der Fürsten auf dem Reichstage zu Regens¬ 
burg erschienen, waren nicht mehr die Vertreter des deutschen, sondern 
der östreichischen, preußischen, sächsischen und anderer Staaten. Zur 
Schwächung des kaiserlichen Ansehens trugen auch die Religionshändel 
nicht wenig bei. Reformirte und Lutheraner verfolgten sich gegenseitig 
(in der Pfalz) und der Kaiser, der einen oder der andern Partei zu- 
gethan, erregte natürlich bei der ihm entgegenstehenden Mißtrauen, 
selbst wenn er die Absicht hatte, mit Duldung aufzutreten. Je mehr
	        
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