Chidher.
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90. Chidher.
1. Thidher, der ewig junge, sprach:
Ich fuhr an einer Stabt vorbei.
Lin Mann im Garten Früchte brach;
ich fragte, seit wann die Stabt hier sei?
Lr sprach und pflückte die Früchte fort:
„Die Stadt steht ewig an diesem Ort
und wird so stehen ewig fort."
Und aber nach fünfhundert Jshren
kam ich desselbigen Weges gefahren.
2. Da fand ich keine Spur der Stadt.
Lin einsamer Schäfer blies die Schalmei;
die Herde weidete Saub und Blatt.
Ich fragte: „wie lang ist die Stadt vorbei?"
Lr sprach und blies auf dem Uohre fort:
„Das eine wächst, wenn das andre dorrt;
das ist mein ewiger weideort."
Und aber nach fünfhundert Jahren
kam ich desselbigen Weges gefahren.
3. Da fand ich ein Meer, das Wellen schlug;
ein Schiffer warf die Uetze frei,
und als er ruhte vom schweren Zug,
fragt' ich, seit wann das Meer hier sei?
Lr sprach und lachte meinem Wort:
„So lang' als schäumen die Wellen dort,
fischt man und fischt man an diesem Port."
Und aber nach fünfhundert Jahren
kam ich desselbigen Weges gefahren.
4. Da fand ich einen waldigen Uaum
und einen Mann in der Siedelei;
er fällte mit der Uxt den Baum.
Ich fragte, wie alt der Wald hier sei?
Er sprach: „Der Wald ist ein ewiger Hort;
schon ewig wohn' ich an diesem Grt,
und ewig wachsen die Bäum' hier fort."
Und aber nach fünfhundert Jahren
kam ich desselbigen Weges gefahren.
5. Da fand ich eine Stadt, und laut
erschallte der Markt vom Volksgeschrei.
Ich fragte: „Zeit wann ist die Stadt erbaut?
wohin ist Wald und Meer und Schalmei?"
Sie schrieen und hörten nicht mein Wort:
„So ging es ewig an diesem Grt
und wird so gehen ewig fort!"
Und aber nach fünfhundert Jahren
will ich desselbigen Weges fahren.
Friedr. Mckert.