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§. 63. Die Kaiser des Augusteischen Hauses. Es
waren ihrer vier, unter denen das Kaiserthnm furchtbar ausartete.
Der erste, Tiberius 14—17, gelangte durch die Ränke seiner
Mutter Livia auf den Thron und war als Adoptiv- und Stiefsohn
des Augustus schon seit drei Jahren dessen Mitregent gewesen. Aus
List, Verstellung. Tücke und Grausamkeit zusammengesetzt, übernahm
er mit verstellter Weigerung das Staatsruder, setzte sogleich den knech¬
tisch unterwürfigen und ihm schmeichelnden Senat auf 600 Mitglieder
zurück und entschädigte ihn durch das dem Volke entrissene Recht, die
Magistrate zu wählen. Die Berathschlagung des Senats und der
Volksversammlungen hörte aus, Urtheile wurden schnell gefaßt und so¬
gleich vollzogen. Germanicns, der Neffe des Kaisers und Liebling
des Heeres und Volks, starb an Gift, das ihm der Kaiser reichen ließ;
Julia, des Tiberius Gemahlin, verhungerte, und selbst Livia wurde
auf das schändlichste behandelt. In der Bestrafung der angeblichen
Majcstätsverbrecher kannte Tiberius keine Grenzen. Um geborgener
zu sein, beherrschte er zuletzt von der Insel Capreä aus das Reich,
und ließ in Rom durch seiuen Günstling, den schlechten Sejanns,
die Schaudthaten fortsetzen. Endlich verlor auch dieser, in Folge des
Verdachts, daß er nach dem Throne strebe, sein Leben. Tiberius starb
78 Jahre alt, entweder an einer schweren Krankheit oder erdrosselt.—
Casus Caligula (Stiefelchen), 37—41, ein Sohn des Germa-
nicus, verfiel, nachdem er acht Monate löblich regiert hatte, in Folge
früherer Ausschweifungen in Wahnsinn. Er wüthete nun noch ärger,
als Tiberius. Grausamkeit und Verschwendung gingen Hand in Hand
(Brücke über einen Meerbusen bei Neapel). Fast täglich wurden große
Hinrichtungen vorgenommen. Durch seine Rüstungen zu einem Feld¬
zuge gegen die Deutschen, Britten und Gallier machte er sich ebenso
lächerlich, wie durch den Befehl, ihn göttlich zu verehren und sein ins
Priestercolleginm aufgenommenes Lieblingspferd zum Eonsul zu er¬
nennen. Nach einer vierjährigen Regierung brachte ihn ein Tribun
der Prätorianer (Leibgarde) ums Leben (Androclus und der Löwe).
— Die Prätorianer setzten seinen Oheim Claudius, 41—54, auf
den Thron. Zu trag und zu schwach, selbst zu regieren, überließ er
die Regierung seiner schändlichen Gemahlin Messalina und seinem
Günstlinge Narcissus (Pätus und Arria). Nachdem Beide gestürzt
waren, heirathete er die Agrippina, welche ihn zu Gunsten ihres
Sohnes Nerv, 54—88, vergiftete. Dieser war durch Schlechtig¬
keit und Grausamkeit noch ausgezeichneter als seine Vorgänger. Die
Ermordung seines Bruders Britanniens, seiner Mutter und Schwester,
seines Lehrers Seneca, bezeichneten den Anfang seiner Regierung.
Des Nachts streifte er auf den Straßen umher, prügelte und ließ sich
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