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durch welchen er am Arm verwundet wurde. Diese meuchel-
mörderische That erfüllte die Gcmüther der Hugenotten mit
dem äußersten Schrecken; und nur die innige Theilnahme,
welche der König äußerte, der selbst zu dem Kranken eilte und
zu ihm die herzlichen Worte sprach: „Die Verwundung trifft
Sie, der Schmerz mich, mein Vater!" — ferner die vielen
Anstalten, welche er zur Entdeckung des Mörders machte, ver¬
mochten sie wieder zu beruhigen.
Dieser mißlungene Versuch auf Colignp's Leben entflammte
den Zorn der Königin Mutter nur noch mehr. Jetzt bestürmte
sie mit ihrer Partei den König, in die Ermordung Colignp's
zu willigen, weil er durch Herbeirufung auswärtiger Hülfe
einen neuen Bürgerkrieg erregen wolle und das Leben des
Königes selbst in Gefahr bringe. Nach längerem inneren
Kampfe willigte Karl ein; und der entsetzliche Mordplan kam
in der Bartholomäusnacht vom 23. auf den 24. August 1572
in Paris zur Ausführung.
I>ic Bartholomäusnacht (1572). — Der Herzog Heinrich
von Guise, dessen Vater vor neun Jahren von einem hugenot¬
tischen Edelmanne, Poltrot, meuchelmörderisch erschossen worden
war, hegte gegen Colignp den Verdacht der Anstiftung dieser
Thal und ersah sich deshalb zunächst ihn zum Opfer seiner
Rache aus. Er eilte mit einer Mannschaft nach der Wohnung
des Admirals. Hätte der Herzog nur einige Minuten gezö¬
gert, so wäre das blutige Vorhaben vielleicht nicht zur Aus¬
führung gekommen; denn von dem Schrecken des Gewissens
oder von feiger Angst überwältigt, hatten im Augenblicke der
ausbrechenden Gräuel der König und sein Bruder Anjou, selbst
die Königin Mutter den Widerruf beschlossen. Aber ein durch
die Nacht tönender Pistolenschuß verkündete, daß es zu spät
sei. Colignp war schon gefallen. Auf den Zuruf: „Im
Namen des Königes!" ward seine Pforte den Andringenden
geöffnet, die Wächter augenblicklich erschlagen. Dann stürzten
die Mörder in das Zimmer des Admirals. Bei dem ersten