Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

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legte!" Denn nun fielen die reichen Abgaben weg, welche er 
bisher jährlich von ihnen erhoben hatte. 
Bald wurde der König auch der Anna Bolepn wieder 
überdrüssig, und seine Neigung ging nach der Johanna 
Seymour, einer Hofdame der Anna. Um sich mit dieser 
Verbinden zu können, ließ er seine Gemahlin wegen Untreue, 
wie er vergab, hinrichten. Gleich den Tag nach der Hinrich- 
tung vollzog der blutgierige Wollüstling die Ehe mit der Jo¬ 
hanna Seymour. Diese starb schon im folgenden Jahre, und 
Heinrich dachte gleich wieder an eine neue Heirath. Man 
rühmte ihm eine protestantische Prinzessin, Anna, die Tochter 
des Herzoges von Cleve, und als er ihr Portrait sah, welches 
der berühmte Hans Holbein*) verfertigt hatte, so ließ er 
sogleich um ihre Hand antragcn. Aber schon kurz nach der 
Vermählung verstieß er fie wieder, weil er sie häßlich fand, 
und ließ seinen Liebling Thomas Cromwett, der zu dieser Ver- 
bindung gerathen hatte, hinrichten. Einige Wochen nach dieser 
Scheidung heirathete er eine junge schöne Engländerin, Ka¬ 
tharina Howard; aber nach kaum zweijähriger Ehe ließ er 
fie im Schloßhofe enthaupten, weil fie ein untreues, lasterhaftes 
Weib war. Man hätte denken sollen, nun endlich würde dem 
Könige das Heirathen wohl verleidet worden sein. Nichts desto 
weniger nahm er einige Jahre nachher die sechste Gemahlin, 
Katharina P arr. Diese endlich wußte sich zu behaupten, 
obgleich nicht viel fehlte, daß auch sie das Schicksal ihrer un¬ 
glücklichen Vorgängerinnen hätte theilen müssen, weil sie einmal 
bei einem Glaubensgespräche anderer Meinung war, als er. 
Nur durch eine kluge Wendung des Gespräches entging fie der 
Gefahr, als Ketzerin verurtheilt zu werden. Mit zunehmenden 
*) Dieser berühmte Maler und Formschneidcr, von dem wir noch 
viele herrliche Gemälde übrig haben, war aus Augsburg und lebte mch. 
rere Jahre an dem Hofe Heinrichs, der ihn so sehr schätzte, daß er eins 
sagte: „er könne wohl aus sieben Bauern sieben Lords machen, aber au- 
sieben Lords keinen Holbein."
	        
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