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langwierigen polnischen Kriege wohlgeübten Heere von fünf¬
zehntausend Mann sich ein und landete am 24. Juni 1630
an der ponnnerschen Küste. Er hatte in seinem Heere mehrere
ausgezeichnete Feldherren, als Horn, Ban er, Baudis-
sin, Teufel; auch der alte Unruhestifter, Mathias von Thurn,
war in seinem Gefolge. Sobald er den deutschen Boden be¬
trat, kniete er im Angesichte seines Gefolges andächtig nieder,
um dem Allmächtigen für die Erhaltung des Heeres und der
Flotte zu danken und seinen Segen für das jetzige Unterneh¬
men zu erflehen.
Man hätte denken sollen, die protestantischen Fürsten wür¬
den alle ihn als ihren Retter mit offenen Armen empfangen
haben; statt dessen aber erschraken die meisten vor seiner An¬
kunft und wollten sich mit dem fremden eroberungssüchtigen
Machthaber, der ungerufen mit Kriegesgewalt in's Reich zog,
nicht verbinden, sei es aus Muthlosigkeit und Furcht vor des
Kaisers Macht, oder aus Argwohn und Eifersucht gegen das
fremde Bundeshaupt. Aber auch ohne Beistand vertrieb er
die wenigen Kaiserlichen aus Mecklenburg und Pommern. Nur
das feste Stettin hielt ihn in seinem Siegeszuge auf; denn
Bogislav, der alte Herzog von Pommern, mochte nicht mit
dem Kaiser brechen und dessen Feinden die Stadt übergeben.
Als ihm aber heftig zugesetzt wurde, nahm er endlich das
Bündniß an.und räumte den Schweden Stettin zu einem
festen Waffenplatze ein. Noch mißtrauischer zeigte sich der Kur¬
fürst Georg Wilhelm von Brandenburg, der sich geradezu wei¬
gerte, einem fremden Fürsten seine Festungen Küstrin und Span¬
dau zu übergeben, welche dieser zur Deckung seines Rückzuges
von dem Kurfürsten gefordert hatte. Gustav gerieth hierüber
in den heftigsten Zorn. Er schalt diese Weigerung einen Ver¬
rätst am Evangelium, die der Kurfürst am jüngsten Tage vor
Gott nicht würde verantworten können, und drohete, nach
Stockholm zurückzukehren, wenn diejenigen ihm nicht beistehen
würden, zu deren Vertheidigung er herübergekommen sei. Auch
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