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50. Peter des Großen nächste Thronfolger.
Katharina I. (1725—1727). — Peter der Große regierte
bis zum Jahre 1725. Nach ihm bestieg seine Gemahlin Ka¬
tharina, mit Menzikow's Hülfe, den Thron. Diese berühmte
Frau hatte sich aus der dunkelen Mitte des Volkes auf den
glänzenden Thron des größten Reiches der Erde emporge¬
schwungen. Sie war die Tochter eines armen liefländischen
Bauern und diente anfangs in Marienburg. Nach der im
Jahre 1702 erfolgten Einnahme dieser Stadt durch die Rus¬
sen wurde sie als Gefangene nach Rußland gebracht, wo sie
durch ihre Anmuth die Neigung Peter's gewann und seine Ge¬
mahlin wurde. So lagen denn, durch eine wunderbare Fü¬
gung des Himmels, die Angelegenheiten des größten Reiches
der Erde in den Händen einer Kaiserin, die früher dienende
Magd, und eines Fürsten und ersten Ministers, der früher
Bäckerjunge gewesen war. Katharina regierte unter Menzi¬
kow's Leitung nur zwei Jahre. Im Jahre 1727 folgte sie
ihrem Gemahle in's Grab.
Pctcr 11. (1727-1730). - Nach ihr kam Peter II.,
der Sohn des unglücklichen Alerei, zur Negierung. Unter ihm
wurde der noch vor kurzem so mächtige und allgemein gefürch¬
tete Menzikow, welcher schon auf dem Punkte stand, durch Ver-
heirathung seiner Tochter Schwiegervater des Kaisers zu wer¬
den, plötzlich gestürzt. Habsucht soll ihn verleitet haben, große
Geldsummen zu veruntreuen. Hiezu kamen viele geheime An¬
schwärzungen von Seiten des neuen kaiserlichen Günstlinges
Dolgorucki und dessen Partei, so daß der aufgebrachte Kai¬
ser Menzikow's unermeßliches Vermögen einzog und ihn selbst
mit seiner Familie nach Sibirien verbannte. Mit männlichem
Muthe ertrug er in den öden Steppen dieser Wildniß den
Unbestand menschlicher Größe. — Peter II. starb schon 1730,
und mit ihm erlosch der Mannesstamm des Hauses Romanow.
Es folgte nun
Anna (1730—1740), Herzogin von Kurland, des blöd¬
sinnigen Jwan's Tochter. Unter ihr versuchten es die Großen