Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

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einen der größten Staatsmänner damaliger Zeit, der durch 
Schriften voll Kühnheit und Feuer seine Landsleute fortwäh¬ 
rend für die Sache der Freiheit begeisterte, nach Frankreich 
geschickt und durch ihn ein Bündniß mit Ludwig XVI. im 
Jahre 1778*) glücklich zu Stande gebracht. Im Jahre 1779 
trat Spanien, und das Jahr darauf auch Holland dem Bunde 
alle Freistunden und oft selbst einen Theil der Nacht dem Lesen nützlicher 
Bücher. Bald verfertigte er selbst kleine Aussätze für das Volk, die all» 
gemeinen Beifall fanden. Hierdurch aufgemuntert setzte er seine schrift¬ 
stellerischen Arbeiten fort, legte nachher eine eigene Buchdruckerei an und 
gab eine Zeitung heraus, die mit allgemeinem Beifalle ausgenommen 
wurde. Durch tiefes Nachdenken und gründliches Forschen erfand er 
1777 den Blitzableiter, wodurch sein Name in ganz Europa be¬ 
rühmt wurde. England beeiferte sich, diesen merkwürdigen Mann für 
sich zu gewinnen, und ernannte ihn zum General-Postmeister aller eng- 
lisch-nordamerikanischen Kolonien; allein dieser mit ansehnlichen Ein- 
fünften verbundene Posten bestach ihn nicht zum Nachtheile der Wahr- 
heit und der gerechten Sache seines Vaterlandes. Bei dem Ausbruche 
der Mißhelligkeitcn zwischen England und Amerika reifete er selbst nach 
London und vertheidigte hier die Rechte seines Vaterlandes mit eben so 
großer Einsicht als Freimüthigkeit. Als er im Jahre 1778 wegen Ab- 
schließung des Bündnisses mit Frankreich nach Paris kam, gcricth die 
ganze Stadt in freudige Bewegung; Jeder wollte den berühmten Ame¬ 
rikaner sehen. Er erlebte den Tag der Freiheit noch, den sein und sei¬ 
nes Freundes Washington unermüdetes Wirken herbeigeführt hatte. Als 
Erfinder des Blitzableiters und Befreier des Vaterlandes ward er bei 
seiner Aufnahme in die französische Akademie von dem gelehrten d'Alem- 
bert mit dein eben so schönen als wahren Verse Virgil's bewillkomm¬ 
net: „Eripuit coelo fulmen, sceptrumque tyrannis!“ d. i. „Dem Himmel 
entriß er den Blitz, den Tyrannen das Scepter." Er starb, allgemein 
verehrt und bewundert, 1790, in seinem vier und achtzigsten Jahre. 
Merkwürdig ist noch die Grabschrift, die er sich selbst setzte: „Hier liegt 
der Leib Benjamin Franklin's, eines Buchdruckers, als Speise für die 
Würmer, gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt 
herausgcnommcn, und welches seiner Inschrift und Vergoldung beraubt 
ist. Doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, sondern einst wieder 
erscheinen in einer neuen, schöneren Ausgabe, durchgesehen und verbe>- 
sert von dem Verfasser." 
*) In demselben Jahre brach der bayerische Erbfolgekrieg aus.
	        
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