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Alles mit den Feierlichkeiten, die die Ankunft des damaligen Gro߬
fürsten Paul verherrlichen sollten, beschäftigt war, und entwich heim¬
lich — ohne Abschied aus dieser, ihm verhaßt gewordenen, Stadt. —
Nur sein früherer Mitschüler und Busenfreund, Zumsteeg, wußte
um Schillers Plan, Stuttgardt ohne erhaltenen Abschied zu verlas¬
sen. Der bleibende Freund begleitete den Fliehenden bis zum näch¬
sten Dorfe. Dort trennten sich die Wege ihres Lebens.
Ost noch hat sich Schiller dieses traurigen Abschiedes mit
Innigkeit erinnert und Zumfteeg seinen wärmsten und geprüfteften
Jugendfreund genannt. Ein schönes Band des Vertrauens und der
Freundschaft hatte sich aber auch schon früh um die zwei edlen Jünglinge
geschlungen! Beide waren von gleichem Alter, Beide wurden gleich¬
zeitig in die Militair-Akademie ausgenommen und Beide waren von
gleicher Liebe zu den Werken der Dichtkunst erfüllt. Zumsteeg kem-
ponirte damals die Gesänge zu den Räubern, und nahm auch noch
später den wärmsten Theil an den Schicksalen seines Jugendgcnos-
sen. Aber, ach! er theilte auch darin des Freundes Loos, daß auch
er in der vollsten und schönsten Blüthe seines Ruhmes (1802) in
das Land hinüberging, wo ewig Freuden-Hymnen schallen.
Unser junger Dichter aber wanderte damals unter fremdem Na¬
men nach Franken, wo er zu Bauerbach, auf einem Landgute der
Frau Geheimenräthin von Wollzogen, die gastfreundlichste Aufnahme
fand. Schiller hatte nämlich schon zu Stuttgardt mit ihren Söhnen,
die ebenfalls dort studirten, ein herzliches Freundschaftsbündniß ge¬
schlossen, und es mußte ihm jetzt, nachdem er aus all den drückenden
Verhältnissen in's freie, volle, süße Leben hinausgetreten war,
der Aufenthalt in dieser edlen und gebildeten Familie, wo ihm Alle