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Aegypten und die französische Negierung selbst hatte es schon langst
ganz Europa verkündigt, als er noch immer fest und steif dabei blieb,
die Expedition sei nach Portugal bestimmt und die offizielle (amt¬
liche) Bekanntmachung des Gegentheils sei nur ein Blendwerk, um
den Feind irre zu führen. In der Folge jedoch nahm er sich der
Occupation (Besitznahme) von Aegypten sehr eifrig an, und er war
groß genug, all das Abentheuerlkche und Ungereimte, was er Anfangs
diesem Projecte Schuld gegeben hatte, zu widerrufen.
Alle Tage ging er nach dem Essen spatzieren und diese Erho¬
lung genoß er am liebsten allein. Wer sich daher etwa unterwegs
an ihn anfchloß, that ihm eben keinen großen Gefallen damit.
Jeder Mann — der Vornehmste wie der Geringste — in ganz
Königsberg verehrte ihn als einen rechtschaffenen Mann. Sobald
sich seine Vermögensumstände nur einiger Maaßen verbessert hatten,
setzte er seinen Verwandten, die in durstigen Umstanden lebten, jähr¬
lich gegen 400 Thaler aus. Ueberhaupt hatte der große, edle
Mann eine sanfte und weiche Sinnesart, bei aller Strenge seiner
Grundsätze.
Seinen Bedienten Lampe, den er so gern gehabt hatte, und
den er sogar in jenem Leben wiederzusinden wünschte, hatte er aus
gewissen Ursachen entlassen müssen; dennoch gab er ihm 10 Gulden
monatlich und dieser Gnadengehalt wurde ihm, durch Kant's letzten
Willen, für seine ganze übrige Lebenszeit zugesichert. Auch seinen
spätem Bedienten, der ihm auf seine alten Tage die letzte Hilfe und
die letzten Dienste erzeigte, bedachte er gut und Manches floß ihm
zu. Konnte auch der würdige Philosoph Nichts leiden, was unrecht
und indiscret war; so verwandelte sich doch immer noch fein Unwille
gegen einen, sonst treuen, Diener in haaren Profit für diesen.
So hatte er z. B. mit Unwillen bemerkt, daß sein letzter Be¬
diente mir ihm aus einer Dose schnupfte, und auf der Stelle setzte