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besonders den, der zekther zwischen den katholischen und lutherischen
Bürgern des kleinen Staates so vieles Unheil gestiftet hatte. Dieser
freie, große Mann kannte keinen Unterschied des Glaubens, der Ge¬
burt und des Ranges. Für ihn gab es nur einen Rang, den Adel,
den jeder bessere Mensch in sich tragt. Mit gleicher Liebe und Ge¬
rechtigkeit umfaßte er Alle, die, unter seiner weisen und milden Re¬
gierung zu leben, das Glück hatten.
„Durch Duldung, Liebe und Barmherzigkeit werden wir Gott
ähnlich!" — war der schöne Wahlspruch seines Mundes — aber
auch der Grundsatz seines edlen, vortrefflichen Herzens.
Unermüdet thatig sorgte er für das Erziehungswesen, für die
Kirchen und Schulen beider Confessionen (wie man sich ausdrückt,
d. h. sowohl der Evangelischen als der Katholischen) und Alles,
Alles bot er auf, die Erfurter Akademie nützlicher Wissenschaften noch
höher zu beleben und die, damals zur Unbedeutendheit herab gesun¬
kene, Universität wieder zu ihrem früheren Flore emporzuheben. Als
Präsident der Akademie war er zugleich Eins ihrer fleißigsten Mit¬
glieder, und kein Gelehrter, kein Künstler ging durch Erfurt, ohne
an Dalbergs Thüre zu klopfen, und ihn, den Kenner und Beschützer
der Wissenschaften, mit hoher Achtung zu begrüßen. Und Alle wur¬
den freundlich eingelassen. Sein Wohnhaus, die sogenannte Statt¬
halterei, war der Sammelplatz der Stadt und ihrer Umgebung.
Regelmäßig veranstaltete er wöchentlich Abendgesellschaften, in denen
geistreiche Menschen — Dalberg an der Spitze — der Gelehrsam¬
keit und der Kunst, die hier jedoch nur in Begleitung des Witzes
und guten Geschmackes erschienen, unvergeßlich schöne Stunden wid¬
meten. Immer aber besprach sich Dalberg am liebsten mit Män¬
nern von Erfahrung und Einsicht über die zweckmäßigsten Mittel
zur Erreichung der höchsten Staatswohlfahrt, und er hat uns in
mehreren seiner Schriften vortreffliche und höchst dankenswerthe Früchte