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gnügte er sich mit Wenigem und streng hielt er seine Fasten, indeß 
sein Hofstaat den nöthigen Glanz behaupten mußte. 
Er liebte die Einsamkeit, die Beförderin des stillen, tiefen Nach¬ 
denkens und die goldene Morgenstunde. Denn, von Jugend auf 
war er, bei der sorgfältigen und strengen Erziehung seines verständi¬ 
gen Vaters, an das „aurora musis amica“ gewöhnt worden. 
Treue, Gehorsam und Mäßigkeit waren die Regeln sei¬ 
nes geistlichen Standes: diese Sterne leiteten ihn aber auch als Für¬ 
sten und Menschen. 
Mit Würde aber und christlicher Standhaftigkeit ertrug er das, 
ihm zugefallene, Loos der Verkennung. Er duldete und schwieg, im 
stolzen, edlen Selbstgefühle, vor Menschen keiner Rechtfertigung zu 
bedürfen. Großmüthig verzieh er seinen Feinden und Lästerern und, 
weit entfernt, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, d. h. nach so oft 
erfahrnem Undanke für die edelsten und reinsten Wohlthaten, und 
nach so manchem schmerzlichem Verkennen, die Menschen lieblos an¬ 
zufeinden und zu hassen, war ihm im Gegentheil keine Beschränkung, 
kein Opfer zu groß, wenn er nur damit Etwas zur Hilfe und Un¬ 
terstützung nothleidender Brüder erübrigen konnte. 
Während seines Aufenthaltes zu Constanz im Jahre 1813 war 
sein geringer Geldvorrath nach und nach geschmolzen, und der edle 
Fürst hatte selbst mit Noth und Mangel zu kämpfen. Denn keine 
einzige Casse hatte er bei seinem Abgänge von Aschaf¬ 
fenburg angegriffen, dem Grundsätze getreu: „Vater seines 
Volkes müsse der Regent sein und vor Allem der leidenden Mensch¬ 
heit sich erbarmen; nicht Herr der Staatskassen, nur ihr Verwalter 
sei er zu heiligen Absichten." Die Geldvorschüsse, die seine Freunde 
und Verehrer ihm anboten, wies der Genügsame und an eine ein¬ 
fache (frugale) Lebensart Gewöhnte dankbar zurück, um in strenger 
Entsagung und Einschränkung seiner Bedürfnisse das einzige Mittel
	        
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