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121. Weihnachten.
1. Tief verschneit im Tannenwalde steht ein Baäum⸗
lein. Du siehst seine Äste kaum unter dem weißen Pelz⸗
mantel. Unter seinen Zweigen dicht am Stamm kauert
ein Häslein. Sie reden miteinander. Das Bäumlein
spricht: „Mir hat etwas Schönes geträumt, o, etwas
Wunderschönes. Die Sternlein vom Himmel kamen
herunter und setzten sich auf meine Zweige. Der Schnee
schmolz hinweg und grün stand ich da in meinem
Sternenkleid. Das war schön! Taß mich wieder schlafen!
Ich will's noch einmal träumen.“
2. Mãänner kommen in den Walo. Sie stampfen
mühsam durch den hohen Schnee und durch die ver⸗
schneiten, stachligen Brombeergebüsche. Sie tragen Beile
unod Sägen in der Hanoͤ. „Den Kleinen da müssen wir
auch nehmen,“ sagt der ältere Mann. Das Häslein
hat die Tritte längst gehört und sich tief verkrochen.
Das Bäumlein ist aus dem schönen Traum erwacht.
Es zittert an allen Nadeln. Rauh wird es angefaßt.
Aun geht's ans Sterben, denkt es. Eine Säge knarrt.
Unod die Männer schleppen das Bäumlein auf den
Karren am Waloͤranö.
3. „Kinder, in zwei Wochen ist Weihnachten!“ sagt
die Mutter und bringt das Kuchenbrett und Mehl und
Teig ins Zimmer. Die Kinder jubeln: „Schon in zwei
Wochen, hurrat“ Die Mutter knetet den Teig und walzt
ihn zu breiten Fladen. Mit dem Model schneidet sie
Figuren aus dem Teig: Sterne, Ringe, Hörnchen,
Puüppchen und allerlei. „So,“ sagt die Mutter, „jetzt
macht die Augen zul!“ Alle machen die Augen zu.
Die Mutter hat ein Tannenzweiglein hereingebracht.
Das hält sie ins Kerzenlicht. Es knistert und sprüht.