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Wahrend sieh der Arzt zur Reise rüstete, sah sieh das
Madehen im Zimmer um. Da gewabhrte es in der Ecke ein Büb-
lein von vier oder fünf Jahren; das war schwachlich an Glĩedern,
schwarzlich im Gesicht und unschön von Gestalt. Aber es schaute
aus tiefen, schönen Augen verwundert auf das fremde Madechen.
Das stand auf, streichelto ihm das Haar glatt und sagte: „Liebs
Buebli, komm, lass dein Waglein 'mal schön laufen!“
Das Bublein aber wich scheu zurück, fiel unbeholfen über
die eigenen Beine und schrie jämmerlich.
„Armes!“ sagte das fremde Madehen; ‚„komm, sei gut! So
ein grosser Bub darf nicht heulen. Die Beinli und das Näseli
sind noch ganz.“ Damit fasste es ihn an der Hand, hob ihn
auf, stillte das Weinen und brachte das Spiel in Gang. „Wie
heisst du denn, gutes Madeli?“ fragte der Knabe. „Babeli!“
war dis Antwort. „Ieh habe dieh lieb, Babeli!“ sagte das Kind
und schmiĩegte sieh an das Madehen.
Der Arzt war reisefertig, gab dem Knaben die Hand und
sagte: „Sei brav, Heiril FPall nicht und heul' nicht!“
Zu dem Madchen sagte er: „Nun komm! Der arme Dropf
wird mit Sehmerzen auf uns warten.“
Das Madchen reichte dem Heiri dié Hand zum Abschiede
und sagteé: „Behut' diech Gott, liobs Bueblil Da klammerte
sich der Knabe an ihre Schürze und rief: „Nicht fortgehen,
Babelil Du mulst hier bleiben; du bist so gut!
Das Madehen machte sanst seine Händehen los und sagte:
„Jetzt muss ich halt laufen und dem armen Schelm helfen, der
mit seinem Arme nicht greifen Kann. Nachher kann ich wieder-
kommen und mit dir spielen.“ Du mulst aber aueh gewiss
kommen! sagte das Kind eifrig. — Der Arzt sobritt wackor aus,
und Babeli hielt gleichen Schritt mit ihm. Manches fragte der
Arzt, und verständig antworteto das Madehen. „Wie alt ist
Heiri ? fragte sie. „Er ist am 12. Januar 1746 geboren, steht
also im fünften Jahre; er ist ein schwachlich und hasslich
Kindl sagte der Arzi mit einem Soufaer- „Hat aber schöne
Augen und ein Liebes Wesen“, rief das Madehen eifrig, und
der Arzt niekte dazu. So erreichten sie den Bauernhof. Der
Aræt untersuehte den verletzten Arm. , Aus dem Kugelgelenk
gofallen, sagte er 2wei Manner musson kraftig zieben, damit
der Knochen oben wieder in seino Pfanne zurũückspringt.“ Es