Vorwort. 
Vorliegende Sammlung geschichtlicher Lesestücke will dem Schüler Proben 
der Geschichtschreibung bieten und ihm damit zugleich einen Ausblick in die 
Fülle der maßgebenden Literatur gewähren. Es sind fast ausschließlich neue 
deutsche Historiker zu Worte gekommen: erst die modernen Geschichtschreiber ver- 
stehen Wissenschaftlichkeit und Klarheit miteinander zu verbinden. Es lag in 
der Natur der Sache, daß neben anerkannten zusammenfassenden Darstellungen 
auch Abschnitte aus Spezialarbeiteu über bedeutsame Geschichtsstoffe Aufnahme 
fanden. Ferner mußten größere und kürzere, leichtere und schwerere Dar- 
stellnngen miteinander wechseln; besonders an diesen möge der jugendliche 
Geist sich mit Erfolg versuchen oder auch die Grenzen seiner Kraft erkennen. 
Insbesondere soll das Lebensbild Rankes in das Werden und Schaffen eines 
der größten Historiker aller Zeiten sowie in die Entstehung und Bedeutung 
seiner Werke einführen und somit dazu dienen, größeres Verständnis für die 
Geschichtsbetrachtung überhaupt zu erwecken. 
Die genaueren literarischen Nachweise finden sich im Inhaltsverzeichnisse. 
Die „Erklärungen" sollen teils wenig bekannte Namen und Ausdrücke erläutern, 
teils zu weitergehendem Verständnisse und tieferem Eindringen Anregung geben. 
Nicht immer ist mit * auf sie verwiesen, um dem Schüler nicht die Frage nach 
dem Umfange des eigenen Verständnisses zu ersparen. Die Übersetzungen aus 
fremden Sprachen sind unter dem Hauptwort aufzusuchen. Französische Aus- 
drücke sind nicht übersetzt. 
Auf genauen Abdruck der Texte ist überall Gewicht gelegt; auch da, wo 
der Gebrauch — wie bei den hinweisenden und rückbezüglichen Fürwörtern — 
in jüngster Zeit ein anderer geworden ist, wurde der Ausdruck des Verfassers 
unverändert gelassen; dagegen ist — abgesehen von wörtlichen Anführungen aus 
alterer Zeit — überall die neueste Rechtschreibung berücksichtigt. Auslassungen, 
die im Interesse des Seminarunterrichts nötig schienen, sind mit bezeichnet. 
Waren sie so zahlreich, daß der Text zu oft unterbrochen worden wäre, so ist 
von diesen Punkten Abstand genommen und „Gekürzt" in das Inhaltsverzeichnis 
gesetzt. 
Durch die gesamte Lehrerwelt geht zur Zeit ein Verlangen nach höherer 
Bildung: die Lehrpläne vom 1. Juli 1901 zeigen die Ziele. Möge auch 
dieser Band aus „Dürrs Deutscher Bibliothek" diese Ziele erreichen helfen! 
Northeim i. Hann., Michaelis 1903. 
W. Oering.
	        
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