180
Gallien wurde damals von den Germanen, unsern Vorfahren, be¬
droht, einem kriegerischen Volke, welches ohne Unterlaß über den
Rhein vordrang, um Ackerland zu gewinnen. Sie hatten sich auf
die, in der heutigen Schweiz lebenden Helvetier geworfen und diese
so bedrängt, daß sie es vorzogen, auszuwandern. Nachdem diese ihre
Städte und Dörfer verlassen hatten, luden sie ihre bewegliche Habe
auf Wagen und zogen mit Weib und Kind aus der Heimat, um sich
im südlichen Gallien neue Wohnsitze zu suchen. Allein Cäsar
wünschte nicht so viele streitbare Männer zu Nachbarn der römischen
Grenzen zu haben. Er versagte ihnen also den Durchzug durch rö¬
misches Gebiet, und als sie an einer andern Stelle durchbrechen
wollten, eilte er ihnen nach und besiegte sie in einer blutigen Schlacht,
in welcher ihrer an 200000 gefallen sein sollen. Die am Leben ge*
blieben waren, mußten in ihr Land zurückkehren. Kaum hatte Cäsar
diese Gefahr von dem römischen Reiche abgewendet-, als ihm eine
weit größere von den Deutschen selbst drohte.
Schon fünfzig Jahre früher hatte dieses kampfbegierige Volk
versucht, sich innerhalb der Grenzen des römischen Reiches Wohnsitze
zu erobern. Zwei Stämme desselben, die Kimbern und Teutonen,
waren gegen Süden vorgedrungen, hatten ein römisches Heer naä)
dem andern vernichtet, dann Gallien und Spanien durchzogen und
schickten sich eben an, über die Alpen in Italien einzubrechen. Da wurden
sie zur großen Freude der Römer durch den Feldherrn Marius in
zwei Schlachten vernichtet. Dieser erhielt dafür den Ehrennamen
des zweiten Gründers der Stadt.
Jetzt drang ein kühner deutscher Heerführer, Ariovistus mit
Namen, von einem gallischen Stamme gegen einen andern zur Hülfe
gerufen, in das Land ein, besiegte diesen, nahm aber beiden ein
Dritteil ihres Landes. Dann führte er immer neue Scharen der
Deutschen über den Rhein, auch für diese Land fordernd. Da wandten
sich die Galler an Cäsar und baten ihn um Hülfe gegen diese
jährlichen Eindringlinge. Dieser schickte sofort Gesandte an Ariovist
und ließ ihm befehlen, fortan mit den Gallern Frieden zu halten,
ihnen ihre Geiseln zurückzugeben und in Zukunft keine Deutschen
mehr über den Rhein zu führen. Hierauf antwortete der Germanen¬
fürst, es sei Kriegsrecht, daß die Sieger über die Besiegten geböten,
wie es ihnen beliebe. So hielten es auch die Römer und ließen sich