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3. Da warfst die Sichel du ins Korn, 6. Mag kommen nun, was kommen mag
den Ahrenkranz dazu; Fest steht Germanial
da fuhrst du auf in hellem Zorn, Dies ist Alldeutschlands Ehrentag,
tief atmend auf im Nu; nun weh dir, Gallial
schlugst jauchzend in die Hände dann: Weh, daß ein Räuber dir das Schwert
willst du's, so mag es sein! frech in die Hand gedrückt!
Auf, meine Kinder, alle Mann! Fluch ihm! Und nun für Heim und Herd
Zum Rhein! zum Rhein! zum Rhein! das deutsche Schwert gezückt!
1. Da rauscht das Haff, da rauscht der Belt, 7. Für Heim und Herd, für Weib und Kind,
da rauscht das deutsche Meer; für jedes teure Gut,
da rückt die Oder dreist ins Feld, dem wir bestellt zu Hütern sind
die Elbe greift zur Wehr, vor fremdem Frevelmut!
Neckar und Weser stürmen an, Für deutsches Recht, für deutsches Wort;
sogar die Flut des Mains! für deutsche Sitt' und Art,
Vergessen ist der alte Span: für jeden heil'gen deutschen Hort,
das deutsche Volk ist eins! hurral zur Kriegesfahrt!
5. Schwaben und Preußen Hand in Hand, 8. Auf, Deutschland, auf, und Gott mit dir,
der Nord, der Süd ein Heer! ins Feld, der Würfel klirrt!
Was ist des Deutschen Vaterland? Wohl schnürt's die Brust uns,
Wir fragen's heut nicht mehr! denken wir des Bluts, das fließen wird!
Ein Geist, ein Arm, ein einz'ger Leib, Dennoch das Auge kühn empor!
ein Wille sind wir heut! Denn siegen wirst du ja:
Hurra, Germania, stolzes Weib! groß, herrlich, frei, wie nie zuvor!
Hurra, du große Zeit! hurra, Viktoria,
hurra, Germania!
305. Die Kriegserklärung im Jahre 1870.
Naoh karl Tanera.
Ganz Europa befand sich seit den ersten Julitagen des Jahres 1870
in fieberhafter Erregung. Soer Umstand, daß die Spanier dem Prinzen
Leopold von Hohenzollern ihre Königskrone angeboten hatten, ließ den
Zorn der Franzosen in unbeschreiblicher Wut emporflammen. Seit dem
unerwartet schnellen Ende des Krieges von 1866 war es zwar kein Ge—
heimnis mehr, daß unser Nachbar im Westen mit Ungeduld auf den
Augenblick wartete, wo er „Rache für Sadowa“ nehmen könnte; allein,
daß jene spanische Angelegenheit die Veranlassung zum Ausbruch des
Krieges werden sollte, das hatte man nicht erwartet.
So hatte sich König Wilhelm wie alljährlich zur Stärkung seiner
Gesundheit in das Bad Ems begeben, wo er wie ein Privatmann still
und zurückgezogen Erholung von den anstrengenden Staatsgeschäften
suchte. Da erschien unerwartet der französische Botschafter Benedetti und
richtete an den König die Forderung, er solle dem Prinzen von Hohen—
zollern verbieten, König von Spanien zu werden. Noch ehe jedoch dies
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