es trieb manchmal auch diesen verdüsterten Fürsten hinaus in
den frischen, harzduftenden Wald, hinaus in die klare Herbst¬
luft, die über den Jagdgründen der alten ballenstädtischen Fürsten,
der Liebenwalder, Grimnitzer und Werbelliner Forst so wonnig
wehte. So auch einst im Jahre 1534, nachdem seine Gemahlin
schon lange von ihm gewichen war. Heut schien der Renner unter
dem Fürsten nicht müde zu werden, — weit, weit ab von den
Weidgesellen jagte er dahin durch die grüne Waldwildnis, auf
deren leuchtendem Moose die Strahlen der Herbstsonne mit den
leise rauschenden Fichtenzweigen spielten. Der Abend brach
allmählich herein. Der Kurfürst ritt auf Liebenwalde zu, wo
er die Nacht zubringen wollte. Da springt auf einmal ein ge¬
waltiges Wildschwein vor ihm auf. Er schwingt den Speer, er¬
jagt ihm nach, er treibt's in einen Morast. Jetzt sitzt er ab. Er faßt
den Spieß fest in die Hände und will das Ungetüme Tier, das
sich geängstigt gegen ihn gewandt hat, abfangen. Da springt
es wider ihn an, Feuer sprüht aus dem Rachen und den weit
geöffneten Nüstern; Joachims Speer lodert auf aber der Eber
ist verschwunden. Schon dnnkelt's am Himmel. Soeben glaubte
Joachim noch die Glocken von Liebenwalde zu vernehmen —
jetzt ist alles, alles still; nur fern am Rande des Morastes fliegen
krächzend die Krähen auf. Er sucht und sucht den Weg und findet
ihn erst, als von fernher Lichter durch das Holz schimmern. Aber
er sieht's: nicht nach Liebenwalde, nach Grimnitz ist er gekommen.
Da scheut aus einmal sein Pferd vor einer Anzahl weißer, mond¬
scheinbeleuchteter Steine; aber ein kräftiger Rück der nervigen
Faust bringt es wieder zurecht. Der Fürst kennt den Ort wohl;
es ist der Bärenskirchhof, und die Sage erzählt, daß hier ein Förster
begraben sei, der die Todeswunde noch von einem schon ge¬
töteten Eber erhalten habe. Die Nächte vorher hatte es aus dem
nahen Forste gerufen, daß der „Stumpfschwanz" ihn morden werde.
Als er das erlegte Wild auf den Wagen werfen wollte, da fiel
der Kops des Ebers herunter; der fcharfe Hauer schlitzte ihm den
Schenkel. Er starb an der Wunde. Joachim gedachte der alten
Sage — in Schweiß gebadet kam er zu Grimnitz an. Auch ihm
war das Erscheinen des Ebers ein verhängnisvolles Zeichen ge¬
wesen ■— er starb anderthalb Jahr daraus.
Nachdem Joachim I. in Lehnin bestattet worden war, änderte
sich das düstere Aussehen des Berliner Schlosses gar bald. Ein