Object: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

292 Die Neuzeit. 
nach Rußland und wirkte von hier aus für die Erhebung Preußens. 
Sein Nachfolger wurde der Freiherr von Hardenberg (aus dem 
Hannoverschen). Mit dem Titel Staatskanzler wurde dieser der 
erste Beamte des Staates; er wirkte im Geiste Steins weiter und 
führte (1810) die Gewerbefreiheit ein. Auch für die Bildung des Volkes 
wurde in jener schweren Zeit Sorge getragen. 1810 wurde die Uni¬ 
versität Berlin neu gegründet und diejenige von Frankfurt a. d. O. 
nach Breslau verlegt. 
Während so in Preußen alle der ruhmreichen Erhebung entgegen¬ 
harrten, brach das Herz der Königin Luise durch den Schmerz um 
das Vaterland, bevor sie den Tag der Freiheit schauen durfte. Als sie 
ihren Vater und ihre hochbetagte Großmutter in Strelitz besuchte, 
erkrankte sie heftig. Ihr hoher Gemahl nebst den beiden ältesten Prinzen 
eilten an ihr Totenbett und kamen eben noch früh genug, um von der 
Sterbenden Abschied zu nehmen (19. Juli 1810). In Charlottenburg 
ließ der König der Entschlafenen eine würdige Ruhestätte bereiten; aber 
nicht nur Preußen, sondern ganz Deutschland trauerte um die Dahin¬ 
geschiedene, und ihr Tod entflammte alle Vaterlandsfreunde mit heiligem 
Zorn gegen den Unterdrücker. 
40. Napoleon auf der Hohe seiner Macht; sein Fall. 
1) Krieg mit Hsterreich. 
Ein ähnlicher Umschwung wie in Preußen, war auch in Österreich 
eingetreten, und alle echten Deutschen freuten sich schon auf den Tag, 
da beide Länder sich gemeinsam gegen den Erbfeind erheben würden. 
Napoleon hatte den spanischen König ohne allen Grund vom Throne 
gestoßen und seinen Bruder Joseph, an dessen Stelle Murat König von 
Neapel wurde, auf denselben gesetzt. Da erhob sich das spanische Volk wie 
ein Mann und wurde von den Engländern und der „deutschen Legion" 
(S. 281) unterstützt. Diese Zeit hielt der Kaiser von Österreich für 
günstig, die durch den Preßburger Frieden verlorene Macht wieder zu 
gewinnen und den unterdrückten Völkern die Freiheit wiederzugeben; 
er erklärte daher Napoleon den Krieg, und sein Heer drang in Bayern 
ein. Napoleon eilte aus Spanien zurück, rüstete ebenfalls und forderte 
auch die Rheinbundfürsten dazu aus. Durch verschiedene Treffen drängte 
er das österreichische Heer nach Österreich zurück; dieses machte sich Hoff¬ 
nung auf Preußens Hilfe, und Stein und dessen Gesinnungsgenossen 
rieten auch zum Kriege; aber der König hielt die Zeit der Erhebung 
noch nicht für gekommen. 
Aus Berlin zog (1809) der Husarenmajor von Schill mit seinem Regiments 
und erließ einen feurigen Aufruf zum Aufstande; allein das Volk blieb still. Er
	        
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