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ser, ein neuer Nebenbuhler auf, der zwar zuerst
als Beschützer geliebt, dann noch eine Zeitlang
als Uebermächtiger geehrt, in der Folge aber bey
mehrerer Sicherheit und zunehmender Herrsch¬
sucht als Beeinträchtiget' gehaßt ward. Seitdem
sehen wir beide Mächte im fortwährenden Kam-
pfe, aber doch, bey der Religiosität der Zeiten,
nie die weltliche bemüht, die geistliche zu unter¬
drücken, sondern nur sie in ihren rechtmäßigen
Schranken zu erhalten.
Die Päpste wollten dagegen nichts geringe¬
res, als die Kaiser und überhaupt jede andere
Macht der Erde der ihrigen unterworfen sehen.
Sie setzten dies lange Werk mit eben der Ein¬
heit des Plans und eben der Beharrlichkeit fort,
wie vormals die römischen Consuln das ihrige,
und wenn gleich eine Zeitlang die weltliche Macht
sie zu erdrücken schien, so entstand doch bald wie¬
der ein Herrscherkopf unter ihnen, der alles wie-
herherstellte.
Ein sehr wirksames Mittel, ihr Ansehen zu
erhöhen, bot ihnen zufällig jm 9ten Jahrhundert
ein unbekannter Bischof dar, der zu einem ganz
andern Zwecke bezüglicher Weise eine Samm¬
lung von 61 Briefen ans Licht brachte, die fei¬
nem Vorgeben nach von den Päpsten des ersten
und zweiten Jahrhunderts geschrieben, und un¬
ter dem Nachlasse des vor 7co Jahren gestorbe¬
nen, als Kirchenvater berühmten, spanischen VH
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