26
sandten. So lieb dies dem Könige zu jeder an¬
dern Zeit gewesen seyn würde, so ungelegen mu߬
te es ihm jetzt kommen, da er ganz und gar in
seines Gegners Gewalt war. Er hatte aber
auch nicht geglaubt, daß die Lütticher so rasch zn
Werke gehen würden, ja er hatte eine zweite
Gesandschaft der erster» nachgeschickt, um sie zn
erinnern, daß sie mit den Feindseligkeiten noch
eine Weile inne halten möchten; es war aber
schon zu spät gewesen. Jetzt erhielt nun Karl in
Peronne die unerwartete Nachricht, und man
kann denken, wie ihm dabey zu Muthe gewor¬
den seyn möge. Er rasere vor Wurh, und be¬
fahl, den König in seiner Citadelle fest einzu¬
schließen. Dieser gerieth in Todesangst. Karl
jchlief in drey Nächten nicht, und berathschlagte
bald mit sich selbst, bald mit seinen Nöthen, was
er mit dem treulosen Gaste machen solle. Man
hörte ihn des Nachts mit heftigen Schritten tn
seinem Zimmer auf-, und abgehen. Die meisten
seiner Vertrauten riechen zu gelinden Maaßre-
gein, und es ist wahrscheinlich, daß der schlaue
Ludwig Mittel gefunden habe, einige derselben
zu bestechen. Endlich ward beschlossen, eine Rei¬
he ziemlich harter'Bedingungen aufzusetzen, un-
ter welchen allein der König seine Befreiung er¬
halten könne. Ec sollte versprechen, alle in dem
letzten Frieden gegebene, aber nicht gehaltene Ver¬
heißungen zu erfüllen, weder gegen Karl, noch