Full text: Die Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

30. Die Unterwerfung^und Bekehrung der Sachsen. 
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führung der damit zusammenhängenden kirchlichen Einrichtungen bei ihnen 
den Weg zu bahnen. Zwar fügten sich die Sachsen in alle Forderun¬ 
gen des Königs, doch wurde dadurch eigentlich nichts gewonnen, weil 
Wittekind, das Haupt der Westfalen, nicht erschienen war, sondern sich 
über die Elbe zu den Dänen den Nachstellungen der Franken entzo¬ 
gen hatte. 
Die Abwesenheit Karl's vom Rhein und sodann die Nachricht von sei¬ 
nem Unglücke auf dem Zuge nach Spanien (s. Nr. 31) brachte die Sachsen 
wieder unter die Waffen, zumal da auch Wittekind zurückgekehrt war 
und seine Stammgenossen zur Freiheit aufrief. Die Franken, und vor¬ 
nehmlich die verhaßten Geistlichen, wurden überall vertrieben, und ver¬ 
heerend brachen die Sachsen in das fränkische Nipuarien ein, wo sie, an 
ihren Bedrängern Rache nehmend, die größten Gräuel verübten und 
den Städten Köln und Coblenz gegenüber, an den Ufern des Rheins 
erschienen. Wenigstens erfüllten die flüchtigen Geistlichen alles mit 
Schrecken vor der Wuth der Sachsen, bis Karl in Eilmärschen aus 
Aquitanien herbeieilend, an der Eder auf dem Battenfelde die letzten 
Schaaren der sich durch das fränkische Hessen zurückziehenden Sachsen 
erreichte und ihnen beim Uebergange über den Fluß noch eine Nieder¬ 
lage beibrachte. 
Erbittert über diese Hartnäckigkeit und Treulosigkeit der Sachsen, 
welche aus Liebe zur alten Freiheit und zu ihrem Glauben aller Huldi¬ 
gungseide und Geißeln nicht achteten, rüstete sich daher Karl zu neuen 
Unternehmungen in das Sachsenland, denen er durch festere Begründung 
kirchlicher Einrichtungen mehr Nachdruck zu geben suchte. Er begab sich 
779 zum Maiselde nach Düren und führte von dort den fränkischen Heer¬ 
bann sogleich an der Mündung der Lippe in den Rhein über diesen 
Strom. In nordöstlicher Richtung wandte er sich zu dem noch wenig 
unterworfenen nördlichen Westfalen auf beiden Seiten des Osning in 
den Landschaften von Münster und Osnabrück, besiegte die sich ihm 
feindlich gegenüberstellenden Sachsen bei Bocholt an der Aa, nöthigte 
die Bewohner der umliegenden Gaue zur Unterwerfung und drang bis 
zur Weser vor. Schon rüstete er sich zum Uebergange über die Weser, 
als die östlichen Völker, die Angern und Ostfalen, durch das Bei¬ 
spiel der Westfalen erschreckt, Geißeln stellten und Huldigung leisten 
ließen. 
Dennoch hielt Karl für gut, im folgenden Jahre, 780, einen neuen 
Feldzug in das Sachsenland zu unternehmen, um auch den sächsischen 
Völkern jenseits der Weser die Gewalt der fränkischen Waffen mehr 
vor Augen zu legen, als es bisher geschehen war. Ueberall beugten 
sich die Sachsen vor dkm gewaltigen Fürsten, huldigten ihm als Herr¬ 
scher und unterwarfen sich der Taufe. Und da es ihm zugleich gelang, 
mit den slavischen Völkern jenseits der Elbe, die nun hier auch zu¬ 
erst in die Geschichte eintreten, Verbindungen anzuknüpfen, so glaubte 
er wohl bei der Klugheit und Thätigkeit der Geistlichen, welche überall 
seinen Schritten zur Vollendung seines Werkes gefolgt waren, alles so
	        
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