Full text: Die Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

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Zweiter Zeitraum des Mittelalters: 752—1096. 
rige Regierung füllten großentheils Kriege und Siege, und sein Ruhm 
als „Schild der Spanier", wie ihn Zeitgenossen nannten, hat in seiner 
und der späteren Zeit Heller geglänzt, als sein unläugbares Regenten¬ 
verdienst. Denn wie sein großer Gegner Jusuf nicht allein als Krie¬ 
ger, Feldherr und Eroberer sich auszeichnete, sondern auch ein kluger 
Ordner seines Staates war, wirthschaftlich in seinem und seines Rei¬ 
ches Haushalt und auf Handhabung des Rechtes bei seinen Untertha- 
nen bedacht, Alles gewissenhaft nach dem Geiste des Islam, so be¬ 
zeugen Alfonso's tüchtige Regierungsthätigkeit viele Ortsrechte, die er 
den Gemeinden ertheilte, und zahlreiche Verfügungen, die er zum Be¬ 
sten seiner Unterthanen, namentlich für eine bessere Rechtspflege, erließ. 
Zugleich wird er, im Geiste des Christenthums seiner Zeit, von seinem 
Chronisten „als der Vater und Beschützer aller spanischen Kirchen" ge¬ 
priesen. 
63. Die Gründung des Königreiches Portugal. 
(Nach Jos. Aschbach, Geschichte Spaniens und Portugals zur Zeit der Herrschast 
der Almoraviden und Almohaden.) 
Schon in früher Zeit, unter der Herrschaft der Carthager und Rö¬ 
mer, unterschied man von den Hispaniern die Lusitanier, die 
westlichen Bewohner der pyrenäischen Halbinsel von der Mündung des 
Anasflusses (Guadiana) bis zur Mündung des Duero. Bei der Ein¬ 
wanderung der deutschen Völkerschaften in die Halbinsel theilten sich die 
Sucven, Vandalen und Alanen in Lusitanien, indem erstere die Gegen¬ 
den am Duero besetzten, die Alanen am Tajo, die Vandalen an der 
Guadiana sich niedcrließen. Als der Vandalenkönig Geiserich sein Volk 
nach Afrika führte, breiteten die Sueven ihre Herrschaft über ganz 
Lusitanien aus. Erst in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts ent¬ 
schied das Kriegsglück für die Gothen und ihre burgundischen Kricgs- 
genossen, welche in der Nähe von Astorga den Sueven eine blutige 
Niederlage beibrachtcn (456) und ganz Lusitanien mit der Hauptstadt 
Merida besetzten. Lusitanien bildete unter dem Namen Merida eine von 
den sechs großen Provinzen des westgothischen Reiches bis auf die An¬ 
kunft der Mohammedaner auf der Halbinsel (im Jahre 711, s. S. 78). 
Dann schlug ein Mali oder Statthalter seinen Wohnsitz in Merida 
auf, und unter der Herrschaft der Omajaden in Spanien wurden von 
den Wali's von Merida viele, wenn auch vergebliche Versuche gemacht, 
sich unabhängig zu machen, unterdessen die christlichen Könige, welche 
Asturien, Galizien und Leon beherrschten, nicht nur das Land bis an 
den Duero eroberten, sondern auch ihre Streifzüge bis an den Tajo 
und darüber hinaus ausdehnten und die Städte Coimbra, Lissabon, 
Sintria re. häufig zwischen christlicher und mohammedanischer Herrschaft 
wechselten.
	        
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