Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096—1273.
wegen, durch die er gewählt worden war, nicht auf Anerkennung non
Seiten des Kaisers rechnen. Alexander erkannte also gar das Recht
des Kaisers, ein Concilium zu berufen, nicht an; dies habe allein der
Papst. Victor dagegen erkannte Friedrich für berechtigt und als Schutz¬
herrn der Kirche an und ward dafür auf der Versammlung zu Pavia
zum Papste ausgerufen.
Nach dieser großen Versammlung zu Pavia kehrten die Deutschen,
deren Dienstzeit abgelaufen war, fast alle nach Hause zurück, und Friedrich
mußte nun in den ihm ergebenen Städten abwarten, bis sich ein neues
Heer aus Deutschland sammelte. Bis zum Frühlinge des Jahres 1161
fanden nur unbedeutendere Unternehmungen Statt. Um diese Zeit lang¬
ten dann die deutschen Fürsten allmählich mit neuen Heerhaufen an.
Mailand ward eng eingeschlossen, die ganze Umgegend verwüstet und
alle Zufuhren abgeschnitten. Zu Anfänge des Jahres 1162 singen die
Lebensmittel an zu mangeln. Viele, die Mittel zur Flucht fanden,
flohen aus der Stadt; nur die Geistlichkeit, die Alexander anhing,
zeigte sich im Widerstande durchaus beharrlich und hielt auch die übrigen
Einwohner von feigen Entschlüssen ab. Endlich aber verschwand alle
Einigkeit und von Neuem wurden Abgeordnete an Friedrich geschickt;
diese erklärten dem Kaiser: Mailand wolle alle Befestigungen der Stadt
zerstören und sie nicht ohne seine Erlaubniß Herstellen, auf eigene Ko¬
sten eine kaiserliche Burg erbauen, allen Bündnissen entsagen, das Heer
in die Stadt aufnehmen, 300 Geiseln auf drei Jahre stellen, die Er¬
nennung obrigkeitlicher Personen dem Kaiser übertragen, sich der Hoheits¬
rechte begeben und eine große Summe Geldes zahlen. Die Mailänder
glaubten, diese Nachgiebigkeit umfasse alles nur irgend zu Fordernde;
ja, sie erschien ihnen, im Andenken an ihre frühere stolze Größe, schon
übertrieben; und dennoch waren die Stimmen in dem kaiserlichen Rathe
getheilt, ob man die Bedingungen anuehmen oder verwerfen solle. Be¬
sonders der von den Mailändern hart beleidigte Kanzler Rainald von
Köln erklärte: unbegrenzte Beleidigungen kaiserlicher Majestät würden
nur durch eine unbedingte Unterwerfung hinreichend gebüßt. Nach die¬
ser vollen Genugthuung müßte es der Macht und Großmuth des Kai¬
sers überlassen bleiben, ob er Rache oder Gnade über die Verbrecher
ergehen lassen wollte. Friedrich hielt das letzte Verfahren seiner Würde
angemessener, und so groß war die Bedrängniß in Mailand, daß man,
nach manchen fruchtlosen Klagen, die Hoffnung auf jene Gnade dem
sonst unabwendbaren Untergange vorzog. Am 1. März 1162 kamen
die Bürgermeister Mailands und mehrere Edle im kaiserlichen Lager
an, warfen sich vor der Versammlung der Fürsten nieder, beschwuren
ohne Bedingung und Rückhalt die eigene Unterwerfung und versprachen,
von allen Bewohnern eine gleiche Eidesleistung zu bewirken. Drei Tage
später erschienen mehr als 300 auserwählte Männer, übergaben nieder¬
gebeugt die Schlüssel aller Thore und Burgen, 36 Hauptfahnen der
Stadt und schwuren gleich den ersten. Am 6. März nahte endlich das
ganze Volk, in hundert Schaaren abgetheilt, mit Stricken um den Hals,