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30. Portugals Größe und Verfall. 167
Portugals Thron*) schon jetzt hervor, und unter den fünf Bewerbern
war Philipp II. von Spanien jedenfalls der mächtigste. Freilich be¬
drohte eine solche Vermehrung der spanischen Ländermasse durch einen
Staat mit so umfangreichen Besitzungen und Hülfsmittelu das politische
Gleichgewicht Europa's, andererseits aber hegte mau die Ueberzeugung,
Philipp werde nicht zugeben, daß ein Anderer, als er, Herr des benach¬
barten Portugal werde. Das Volk wünschte so lebhaft ein Forterben der
Krone in der Dynastie, daß der Stadtvorstand von Lissabon den hoch¬
betagten Cardinal bestürmte, sich noch zu vermählen und dazu die päpst¬
liche Dispensation nachzusuchen. Deren Verweigerung bewog ihn, die
Cortes zu berufen, um mit deren Beihülfe die Erbfolge festzusetzen und
sie zu bewegen, dieselbe dem König Philipp znzusprecheu. Aber während
der Adel und Clerus sich willfährig zeigte, widersprachen die Abge¬
ordneten der Städte, und der König Heinrich starb, ehe eine Verein¬
barung erfolgte. Er hinterließ das Reich in einem verworrenern Zu¬
stande, als er es bei seinem Regierungsantritte gefunden hatte, von
Parteiungen zerrissen, fremder Gewalt preisgegeben.
Portugal eine spanische Provinz 1581 —1640.
Auf die Nachricht von Heinrich's Tode ließ Philipp II., der die
geringe Neigung der Portugiesen zu ihm kannte, den Herzog Alba mit
einem Heere von 20,000 Manu ganz Portugal von der Landscite ein¬
schließen, bot aber, weil er lieber seine Macht zeigen als gebrauchen,
anch lieber mit Milde als mit Strenge das neue Reich erwerben wollte,
demselben viele Privilegien an, wenn er friedlich in dessen Besitz ge¬
lange. Aber die Städte und das Volk nannten diese Anerbietungen,
die Adel und Clerus schweigend annahmen, ein Verzcichuiß von Täu¬
schungen und ein Zeichen der geringen Macht Philipp's. Dadurch er-
muthigt, ließ sich sein Gegner, der Malteser Prior Antonio von Crato,
der, wenn er seine eheliche Abstammung von Ludwig, dem ältesten
Bruder Johann's III., beweisen konnte, das nächste Recht auf den
Thron hatte, zum Köktige ausruscu. Allein sein zusammeugerafftes
Heer wurde vom Herzoge Alba bei Alcántara geschlagen (24. Aug.
1580) und er selbst flüchtete in Matrosenkleidung ans das stürmische
Meer, hielt sich aber später in Portugal, sogar in Lissabon selbst ver¬
borgen. ein Beweis der klugen Vorsicht, die er anwandte, aber auch
der unverbrüchlichen Treue, die die Portugiesen gegen ihn bewahrten,
da auf seinen Kopf ein hoher Preis gesetzt war. Philipp II. aber hielt
*)___1. Emimuel der Große, 4 1521.
2. Johann III., 4 1557. Jsabella, Ludwig. 4. Heinrich, Kathariilä?
tz__Gern. Karl V. | Cardinal, Gern. Johann v.
Johann, 41554. Maria Philipp II. 'Antonio, ^9^1562, Braganza.
3. Sebastian? P?ÜFpp^llll Malteser 1570g_?8f, Th^odo^o.
t 1578. P"°r. 3^71?
König 1640.