Full text: Die Geschichte der neuern Zeit (Bd. 3)

71. Kaiser Kcnl VI. 
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Der -Friede, welcher die Verminderung der Abgaben und die Her¬ 
stellung eines besseren Finanzzustandes möglich gemacht hatte, war nur 
von kurzer Dauer; Frankreich verwickelte sich bald mit der Verletzung 
der Verträge in einen langwierigen Krieg, welcher, ohne irgend einen 
Gewinn zu bringen, den Grund zu einer neuen Zerrüttung der Finan¬ 
zen legte. Der Tod des Kaisers Karl VI. -(20. October 1740) ver¬ 
anlaßt den österreichischen Erbfolgekrieg (s. Nro. 75). Fleury starb 
am 29. Januar 1743, ohne sein sehnliches Verlangen nach der Been¬ 
digung des Krieges erfüllt zu sehen. Ludwig XV. erklärte jetzt wie¬ 
derum, daß er fortan selbst regieren und mit den einzelnen Staats- 
Secretären arbeiten werde; allein da seine Trägheit und Genußsucht 
ihm es unmöglich machten, den Staatsgeschäften auch nur eine fortge¬ 
setzte Aufmerksamkeit zu schenken, so hörte nach dem Tode des Cardi- 
nals alle Einheit in der Verwaltung auf, Frankreich wurde nunmehr 
fast 20 Jahre (1745 — 1764) durch die Marquise von Pompa¬ 
dour und deren Günstlinge regiert. 
71. Kaiser Karl VI. 
(Nach Johann Grafen Mailäth, Geschichte des österreichischen Kaiserstaates und 
Heinrich v. Sybel, kleine historische Schriften, bearbeitet vom Herausgeber.) 
1. Das Ende des spanischen Erbfolgekrieges 
S. 423 ff.). 
2. Der erste Türkenkrieg 1716—1718. 
Eilf Jahre verflossen, während welcher sowohl Rakoczy, als der 
französische Hof zu verschiedenen Malen, aber fruchtlos versuchten, die 
Osmanen zum Kriege gegen den kaiserlichen Hof zu bringen; die Pforte 
scheute sich immer, diesen Aufreizungen Gehör zu geben; denn sie 
war zu sehr mit dem Osten beschäftigt. Ganz anders wurde es jedoch, 
als die Pforte Venedig den Krieg erklärte und diesem die im carlowitzer 
Frieden abgetretene Halbinsel Morea wieder abnehmen wollte. Die hart¬ 
bedrängte Republik wandte sich um Hülfe an den Kaiser und so kam zwischen 
den beiden Mächten ein Schutz- und Trutzbündniß zu Stande (April 1716). 
Wenige Tage nachher schrieb Eugen dem Großvezier und verlangte 
von ihm die Wiederherstellung des carlowitzer Friedens und die Ver¬ 
gütung allen Schadens, den bis jetzt die Republik Venedig erlitten. 
Dies fand keinen Eingang. Als der kaiserliche Resident sah, daß seine 
Vorstellungen unbeachtet blieben, meldete er der hohen Pforte, daß 
er abgerufen sei. Da auch dies die Türken nicht zur Nachgiebigkeit
	        
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