Full text: Die Geschichte der neuern Zeit (Bd. 3)

792 117. Napoleon's Rückkehr und die letzte Coalition gegen ihn, 1815. 
Zauber aus, dem nichts Aehulichcs in der Geschichte gleichgestellt werden 
kann. Mit nicht Tausend seiner Getreuen landete er im Süden, riß 
Nation und Heer in einen Taumel des Abfalles mit sich fort, um nach 
20 Tagen eines unblutigen Triumphzugcs seinen Einzug in Paris zu 
halten. Er erklärte, auf die Gedanken der Eroberung fortan verzichten 
und die Aera eines constitutionellen Kaiserthums eröffnen zu wollen. 
Wohl kamen jetzt in rascher Folge Verfassung, Wahlen, Kammern, freie 
Presse, Schwurgerichte zurück, aber es zeigte sich auch in einer Menge 
von einzelnen Zügen, welche Uebcrwindung es dem Manne kostete, in 
dieser ungewohnten Rolle sich zurcchtzufindcn. Darüber war kein Zweifel, 
daß der ganze Versuch, zwischen dein militärischen Kaiserreiche und den 
Ideen von 1789 eine Fusion vorzunehmen, vollkommen fehlgeschlagen ist. 
Die erste Nachricht vom Aufbruch von Elba hatte das Ausland 
mit Erstaunen erfüllt und auf dem Congresse eine unbeschreibliche Be¬ 
wegung hervorgerufen. Die Fürsten und Diplomaten vergaßen ihren 
inneren Zwist; den auf dem Marsche nach der Heimat begriffenen Trup¬ 
pen wurde Halt geboten, die Reduction der Heere in Preußen ward einge¬ 
stellt, und der russische Kaiser erklärte sich bereit, an der Spitze seiner 
Armee den Frieden von Paris aufrecht zu erhalten. Man beschloß 
eine Erklärung, die am 13. März unterzeichnet ward, daß Napoleon 
Bonaparte als Feind und Störer der Ruhe der Welt sich der öffent¬ 
lichen Strafe Preis gegeben habe. Daran sich anschließend, Unterzeichneten 
Oesterreich, Preußen, England und Rußland am 25. März einen neuen 
Bundesvertrag, wonach sich jeder der Alliirten verpflichtete, beständig 
150,000 Mann im Felde zu halten und die Waffen nicht eher nieder¬ 
zulegen, als bis der Zweck des Krieges erreicht und Bonapartc durch¬ 
aus außer Stand gesetzt sei, die höchste Gewalt in Frankreich wieder 
zu erlangen. Es sollten alle Mächte Europas eingcladen werden, diesem 
Vertrage beizutreten, auch der König von Frankreich, da die Ueberein- 
kunft lediglich den Zweck habe, Frankreich oder jedes andere Land, das 
durch die Unternehmungen Bonaparte's und seiner Anhänger bedroht 
sei, dagegen zu schützen. Au die Allianz vom 25. März schloß sich 
zunächst ein Subsidienvertrag, worin England seinen Verbündeten vor¬ 
erst auf ein Jahr, bis zum 1. April 1816, eine Geldunterstützuug 
von 5 Millionen Pfund Sterling bewilligte, die zu gleichen Quoten 
unter die drei alliirten Mächte zu theilen waren. Dann folgten die 
Beitritte der anderen Staaten zu dem Bündnisse, wodurch dasselbe in 
der That ein europäisches ward. 
Die Raschheit und Einmüthigkeit, womit dies Alles geschah, ver¬ 
eitelte die Hoffnungen Napoleon's, durch Theilung der Gegner einen 
drohenden Schlag abzuwenden. Um einen zweiten Feldzug fast des 
ganzen Welttheiles von Frankreich abzuwenden, ließ er der Achtser¬ 
klärung vom 13. März gegenüber eine Rechtfertigung veröffentlichen, 
worin er den Schein annahm, als halte er jene Erklärung für unecht, 
dann die Verletzung des Vertrages von Fontainebleau hervorhob (z. B. 
statt Parma und Piacenza mit voller Souverainetüt an seine Ge-
	        
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