Full text: Die Weltgeschichte für Real- und Bürgerschulen und zum Selbstunterrichte

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Fünfte Periode. 
Unter allen Völkern Teutschlands, mit denen Karl 
zu kämpfen hatte, war keines, das seine Freiheit thenrer 
verkaufte, als das Volk der Sachsen zwischen der We¬ 
ser und der Elbe. Karl mußte dreißig Jahre mit den¬ 
selben kämpfen, bevor sie sich ganz unterwarfen, 
nachdem sie die frühem Verträge mit ihm in einem be¬ 
ständig erneuerten Kriege gebrochen hatten. Besonders 
weigerten sie sich, ihren heidnischen Gottesdienst aufzuge¬ 
ben, und das Christenthum anzunehmen. Es war 
ihnen zuwider, den Zehnten an die Geistlichkeit zu ent¬ 
richten, welche das Christenthum unter ihnen weiter ver¬ 
breiten und erhalten sollte. Doch endlich im Jahre 8oz 
gelang es Kakln, ihre Unterwerfung zu bewirken. Sie 
nahmen das Christenthum an und wurden mit den Fran¬ 
ken, dem Hauptvolke der Monarchie, zu Einem Ganzen 
vereiniget; doch behielten sie vieles von ihrer alten Verfas¬ 
sung und von ihren Rechten. 
Ungleich leichter, als die Bezwingung der Sachsen, 
ward Kar ln die Auflösung des langobar bischen 
Reiches. Der langobardische König Desiderius sam¬ 
melte nicht nur alle mißvergnügte Franken in der Nähe 
feines Hofes; er beunruhigte auch das pävstliche Gebiet, 
worauf der Papst Hadrian den fränkischen König um 
Hülfe ersuchte. Karl ging über die Alpen und belagerte 
den König Desiderius in seiner Hauptstadt Pa via, 
wo er sich im Mai 774 ergeben mußte. Desiderius 
ward in ein fränkisches Kloster geschickt, und Karl ward 
König der Langobarden. Doch vereinigte er nur 
beide Kronen, die fränkische und die langobardische, auf 
seinem Haupte, ohne das langobardlsche Reich seinem 
Frankenreiche einzuverleiben; vielmehr ließ er alle bisher 
bestehende Einrichtungen, Gesetze und Formen bei den Lan¬ 
gobarden fortdauern, wodurch er sich ihrer Treue am ge¬ 
wissesten versichern konnte. — Zugleich bestätigte Karl, 
bei seiner Anwesenheit in Italien, dem Papste Hadrian 
die von seinem Vater Pi pin dem römischen Stuhle 
gemachte Schenkung an Ländereien. 
lieber die Pyrenäen ging Karl im Jahre 778, 
um zwei arabische Fürsten, die seine Hülfe suchten, 
gegen ihren König zu unterstützen. Er unterwarf sich das 
Land zwischen den Pyrenäen bis an den Ebro 
(Catalonien und Navarra), das er unter dem Na¬ 
men der spanischen Mark von fränkischen Grafen re¬ 
gieren ließ.
	        
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