Full text: Die Weltgeschichte für Real- und Bürgerschulen und zum Selbstunterrichte

Von Octavian bis auf Karl den Großen. 75 
meine Bestürzung, und obgleich der Bruder des gestor¬ 
benen Drusus, Tiberius, und Drufus Sohn, Germa- 
nicus, an den Rhein gingen und in die Wesergegenden 
vordrangen, so war doch an jenem Lage Teutschland geret¬ 
tet und vor dem Schicksal bewahrt worden, eine römische 
Provinz zu werden. 
August starb im Jahre 14 nach Christo, und ihm 
folgte sein, drei Jahre vorher adoptirter Stiefsohn, Libe¬ 
rins. 
4 2. 
Entstehung des Christenthums. 
Bestätigt es irgendwo die Geschichte, daß die Vor¬ 
sehung dem menschlichen Geschlechte zu Hülfe eilt, wenn 
dasselbe der Hülfe am dringendsten bedarf; so erhellt dies 
am deutlichsten bei der Entstehung und Verbrei¬ 
tung der christlichen Religion. Seit die Römer 
nach und nach durch ihre Eroberungen die Oberherrschaft 
über die ganze kultivirte Welt an sich gerissen hatten, 
waren sie, durch das unter ihnen sich immer weiter ver¬ 
breitende Sittenverderben, immer tiefer gesunken. Den 
reichen Römern galt der sinnliche Genuß als das höchste 
Gut; Religion, Tugend, Menschenliebe, Anstrengungen 
und Aufopferungen für das gemeine Beste wurden immer 
seltener unter ihnen, und die meisten unter den Vorneh¬ 
men verlachten selbst den Dienst der heidnischen Götter, 
so glanzvoll auch die damit verbundenen Feierlichkeiten 
waren. 
In diesem Zeitpuncte bedurfte die Menschheit einer 
neuen sittlichen und religiösen Erhebung und 
Belebung; es mußte ein neuer und besserer Geist den 
Völkern der Erde mitgetheilt werden, und dies geschah 
durch die christliche Religion. In dem kleinen Pa¬ 
lästina, das schon im Alterthume in dem mosaischen 
Gesetze eine bessere Religion, als die übrigen asiatischen 
Völker, gehabt hatte, ward 14 Jahre vor dem Lode des 
Octavian, und ungefähr 30 Jahre nach dessen Erlangung 
der Alleinherrschaft über das römische Reich, — während 
der Regierung des Königs Herodes über Palästina — der 
göttliche Lehrer, — Jesus, gebohren. Schon lange 
hatte das jüdische Volk einen Erlöser erwartet, der die 
ehemaligen bessern Lage desselben wieder herbeiführen soll¬ 
te. Die Sehnsucht nach demselben war um so höher ge-
	        
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