Full text: Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg

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Sechstes Kapitel. 
Fulda 1190 erfolgte Versöhnung Heinrichs des Löwen mit König Hein¬ 
rich dadurch ausgeglichen, daß ersterer die Rückgabe von Holstein und halb 
Lübeck an Graf Adolph II. verhieß, und seinen ältesten Sohn zur Beglei¬ 
tung des Königs nach Italien aufbrechen ließ. Kaum war der junge 
Heinrich mit dem Könige, der nach dem Tode feines Vaters als Hein¬ 
rich VI. über Deutschland herrschte, in das südliche Italien gekommen, als 
er, überzeugt, daß der Staufe keinesweges den alten Haß gegen sein Haus 
abgelegt habe, heimlich den Süden verließ und in fremder Tracht über 
Ungarn nach Braunschwcig zurückeilte. Zornig begab sich der Kaiser 1191 
in's Reich, bemächtigte sich der Güter des in eben diesem Jahre gestorbe¬ 
nen Welf VI. und rüstete sich gegen Braunschweig. Von Lafferde aus 
befehdeten die Bischöfe von Hildesheim und Halbecstadt 1192 die welsi- 
schen Vasallen, von denen einzelne treulos den Herrn verließen; dafür traf 
sie des Löwen Rache, der ihre Burgen brach und ihre Güter einzog. Jetzt 
kehrte auch Graf Adolph II. von Holstein von seiner Pilgerfahrt heim. 
Unterweges hörte er, wie der Welfe sich seines Landes bemächtigt und alle 
Straßen dahin verlegt habe. Dennoch gelang es ihm, 1193 durch Unter¬ 
stützung des Herzogs Bernhard von Sachsen nach Holstein zu gelangen; 
bald war das schöne Lehen wieder in seinen Händen, und selbst Lübeck ge¬ 
zwungen, ihm die Thore zu öffnen. Nur Braunschweig, Lüneburg und 
Lauenburg waren dem alternden Heinreich dem Löwen noch geblieben, der 
in Dankwardbrode traurig des früheren Glückes und der geschwundenen 
Größe gedachte; nur auf den Söhnen ruhte sein Trost, als auch dieser 
ihm genommen werden sollte. König Richard von England, der Bruder 
Mathildens, dem wegen seines Edelsinnes und seiner ritterlichen Kühnheit 
die Mitwelt den Beinamen Löwenherz gab, war auf der Heimreise vom 
gelobten Lande von Herzog Leopold von Oesterreich ergriffen und von die¬ 
sem seinem Todfeinde, dem Kaiser Heinrich VI., übergeben. Zwei Jahre 
schmachtete der König in enger Haft, bis ihn gegen eine bedeutende Löse¬ 
summe und die Stellung von Geißeln die Freiheit zu Theil wurde. Unter 
den Bürgen des Königs befanden sich auch seine beiden Neffen, Otto und 
Wilhelm, die jüngeren Söhne Heinrichs des Löwen, der jetzt einsam auf 
dem Schlosse in Braunschweig seinem Ende entgegen sah. 
In dieser Zeit geschah endlich die Aussöhnung des langjährigen Zwi¬ 
stes zwischen den Häusern Welf und Staufen auf folgende Weise. Agnes, 
die Erbtochter des Pfalzgrafen Konrad am Rhein, eines jüngeren Bruders cv 
yott Kaiser Friedrich I., war als zartes Kind mit Heinrich, dem ältesten 
tLohne des Löwen, verlobt gewesen. Doch hatte sich dieses Verhältniß, in 
Folge der Aechtung des letzteren, so weit ausgelöst, daß Pfalzgraf Konrad 
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