Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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und links, die mit Leuten besetzt waren. Wenn wir nun, sagte 
Jonathan zu seinem Begleiter, zu diesen Felsen gelangen, so wollen 
wir ruhig stehen bleiben; rufen sie uns aber zu, wir sollen zu ihnen 
hinaufsteigen, so wollen wir es thun; denn dieses soll mir zum Zeichen 
dienen, daß wir sie besiegen. Als sie nun hinzukamen und die Feinde 
von den Felsen herab ihnen spöttisch und mit dem Ausdruck: siehe^ die 
Hebräer sind aus ihren Löchern hervorgekrochen! zuriefen, sie sollen 
heraufkommen, kletterte Jonathan mit Händen und Füßen hinauf, 
gefolgt von seinem Waffenträger. In wenigen Augenblicken lagen 
zwanzig Mann vor des Siegers Füßen und der Schrecken im Lager 
wurde allgemein , weil sie glaubten, die Feinde seyen ihnen schon auf 
dem Nacken. Als Säul die Abwesenheit Jonathans und seines Waffen¬ 
trägers vom Heere bemerkte, ließ er die Bundeslade herbeibringen und 
wollte nach dem Gesetze dieselbe durch die Priester vortragen lassen. 
Da aber das Volk in Unordnung schaarenweise dem Lager zuströmte, 
so sagte er dem Priester, mit dem er gerade redete, es könne dieses 
Mal unterbleiben. Hierauf eilte er mit dem Heere dem Lager zu, 
schlug sie und verfolgte sie mit der größten Hitze. Eifrig im Nachjagen 
begriffen, verbot er, daß Jemand vor Abend etwas essen solle, den 
Uebertreter dieses Befehls verfluchend. Als sie nun in den Wald 
kamen und viel wilden Honig daselbst antrafen, wagton sie es doch 
nicht, davon zu kosten, ob sie gleich Alle sehr ermattet waren und 
ihnen eine solche Erfrischung wohl bekommen wäre. Jonathan aber, 
sey es nun, daß er den Befehl nicht vernommen hatte, oder daß er 
ihn für thöricht und unbesonnen hielt, tauchte mit der Spitze seines 
Stabs in den Honigseim und brachte mit der Hand davon zu seinem 
Munde, wodurch er sehr erquickt wurde und heiterer um sich sah. Da 
ihn nun Einer vom Volk darauf aufmerksam machte, daß sein Vater 
dieses ernstlich verboten habe, so war er weit entfernt, sich deßwegen 
zu entschuldigen, sondern erklärte geradezu den Befehl für unzeitig, 
indem die Niederlage der Feinde noch viel größer gewesen wäre, wenn 
die Streiter sich von der Beute der Feinde hätten erfrischen dürfen. 
Da folgten Viele seinem Beispiele und vom Hunger getrieben aßen sie 
sogar das Fleisch der Schafe, Rinder und Kälber gegen das Gesetz 
noch ganz blutig. Saul aber, als er dieses vernahm, gab den Befehl, 
daß Alle ihre Rinder und Schafe herbeibringen und bei dem von ihm 
errichteten Altar schlachten sollen, damit sie sich nicht versündigen. Nun 
beschloß er, bei Nacht die Philister zu überfallen, damit Niemand von 
ihrem Heere übrig bleibe. Doch der Hohepriester mahnte, daß man 
vorher den Willen des Jehova befragen müsse. Da nun gar keine
	        
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