Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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Antwort erfolgte, so schloß man auf den Unwillen der Gottheit und 
durch das Loos sollte erforscht werden, wer einen Frevel begangen 
habe? Zuerst traf es Saul und Jonathan allein, und das Volk gieng 
frei aus, endlich unter den Zweien den Jonathan. Saul erklärte ihm 
nun ernst, daß er sterben müsse, indem er einen Schwur dabei that. 
Doch das Volk erklärte, dieser tapfere Mann, der Israel gerettet habe, 
dürfe nicht sterben und kein Haar solle ihm gekrümmt werden. Nicht 
zu verkennen ist bei der ganzen Sache, daß Samuel der Eigenmächtigkeit 
des Königs Schranken setzen wollte, woraus das Nichtantworten des 
Herrn abzuleiten ist. Saul aber, der die religiösen Ansichten nicht 
offenbar verletzen wollte, hatte bloß scheinbar das harte Urtheil über 
seinen Sohn ausgesprochen, da er sich auf das für ihn und seinen 
Sohn wegen ihrer Tapferkeit begeisterte Heer wohl verlassen durfte. 
Nicht lange darnach bekam Saul vom Herrn den Befehl durch 
Samuel, die Amalekiter zu schlagen, weil sie sich, da die Israeliten 
aus Aegypten kamen, ihnen entgegensetzten, mit dem ausdrücklichen 
Zusatze, daß er weder Menschen, noch Vieh schonen, sondern Alles 
zusammenhauen und vernichten solle. Saul zog mit einer großen 
Macht aus, ließ aber den Kenitern sagen, sie sollen sich von den 
Amalekitern wegmachen, damit er sie nicht auch mit diesen wegzuräumen 
genöthigt sey, während sie doch wegen ihres gegen die Kinder Israel 
bei jenem Zuge gezeigten Mitleidens, billige Rücksicht verdienen. Da 
wurden die Feinde geschlagen, in die Flucht gejagt und bis an 
die Gränze von Aegypten lebhaft verfolgt. Das ganze Heer wurde 
niedergehauen, der König aber wurde beim Leben erhalten, und auch 
alles fette und gesunde Vieh an Schafen, Rindern und Lämmern 
wurde verschont. Auch ließ sich Saul statt eines Dankaltars eine Art 
von Triumphbogen als Siegeszeichen errichten. Nun erklärte ihm 
Samuel, daß er von dem Herrn des Throns für verlustig erklärt 
worden sey, da er sich zum Raube gewendet habe, und ob sich gleich 
Saul entschuldigte, er habe sich bloß vor dem Volke gefürchtet und 
daher seiner Stimme gefolgt, so nahm doch Samuel seine Erklärung 
nicht zurück. Doch folgte ihm Samuel auf seine Bitte, um vor den Augen 
des Volks den Herrn für den verliehenen großen Sieg anzubeten. 
Darauf aber ließ Samuel Agag, den König der Amalekiter, zu sich 
bringen. Getrost und mit den Worten: So muß man des Todes 
Bitterkeit vertreiben! trat dieser zu ihm. Doch'Samuel, ihn erinnernd 
an die vielen Frauen, welche durch ihn ihrer Kinder bcrattbt worden 
seyen, sagte zu ihm, auch seine Mutter müsse, wie jene, ihren Sohn 
verlieren, und hieb ihn voll gerechten Unwillens vor den Augen des
	        
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