Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

entgegenzutreten wagst? Komme nur her, ich will dein Fleisch den 
Vögeln des Himmels und den Thieren des Feldes als erwünschte 
Speise vorwerfen! David aber antwortete in würdiger Sprache: Du 
kommst zwar mit Spieß, Schwerdt und Schild gewappnet; ich aber im 
Namen des Herrn, den du gehöhnt hast und er, in dessen Hand der 
Ausschlag des Krieges ist, wird mir den Sieg über dich verleihen! 
Da erhob sich der Niese und gieng mit gewaltigem Anlauf auf den 
Jüngling zu; doch dieser nahm einen Stein aus seiner Hirtentasche 
und schleuderte ihn so geschickt auf den Gegner ab, daß er seine Stirne 
traf und darin stecken blieb. Sinnlos sank der mächtige Riese zur 
Erde hin und David hieb ihm mit dessen eigenem Schwerdte den Kopf 
ab. Seine Landsleute aber, erschreckt durch den Fall ihres Stärksten 
von so schwachen Händen, ergriff uuwillkührlich ein erstaunlicher 
Schrecken und eilig nahmen sie die Flucht, von den Israeliten hart 
verfolgt, welche ihr ganzes Lager in die Hände bekamen. 
Nun wurde der Sieger dem Könige vorgestellt, der sich ganz 
freundlich gegen ihn benahm. Jonathan aber wurde so für ihn ein¬ 
genommen, daß er auf immer sein'treuster Freund blieb. Doch nun, 
als er auf dem Punkt war, den Preis für seine Auszeichnung zu 
erhalten, nahmen seine Leiden ihren Anfang. Der Jubelruf, mit 
welchem die Frauen den Sieger empficngen, indem sie ausriefen: „Saul 
hat tausend, David aber zehntausend Feinde erschlagen," erweckte den 
alten Neid in Saul und aus diesem entstand ein solcher Haß, daß er 
ihn wegzuschaffen wünschte. Am nächsten Tage nach dem Empfange 
des siegenden Heeres befiel ihn die alte Schwermuth oder der böse 
Geist wieder, und als David eben, um diese zu zerstreuen, die Harfe 
spielte, nahm er seinen Spieß und warf ihn nach demselben; doch er 
traf ihn nicht und David entfloh. 
Saul sandte nun bald darauf den David wieder gegen die Philister, 
vielleicht der Hoffnung sich hingebend, der so gefährliche Nebenbuhler 
dürfte leicht im Gefechte den Tod finden; allein David siegte zu 
wiederholten Malen und vermehrte dadurch seinen Siegesruhm. Selbst 
seine Tochter Michal gab ihm Saul nur in der angenehmen Hoffnung, 
daß sie ihm eine Falle bereiten werde, was indessen nicht erfolgte, weil 
Michal den David von Herzen liebgewann. Als nun der König sah, 
daß alle seine Ränke vergebens waren, wurde sein Haß gegen David 
unauslöschlich. Ja er drückte es sogar laut und öffentlich aus, daß 
David sterben müsse. Jonathan aber warnte David und ricth ihm, 
sich auf dem Felde hinter einem Felsen zu verstecken; er wolle mit 
seinem Vater reden und ihn daun von dem Erfolg benachrichtigen. Er
	        
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