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Waffen der Erschlagenen vor sich hertragend, und als seine mit einem
der Curiatier verlobte Schwester, den von ihr verfertigten Kriegsmantel
erblickend, voll Trauer und verzweifelnd die Haare auflöste und laut
weinte, so zückte der Jüngling, gereizt durch diese Klagen bei der
allgemeinen Freude, das Schwerst und stieß es ihr in'sHerz. Staunen
und Entsetzen ergriff die Gemüther Aller. Es wäre um ihn geschehen
gewesen, hätte ihn nicht das Volk, gerührt durch seines Vaters Rede,
freigesprochen. Doch mußte er zur Strafe mit verhülltem Haupte unter
einem quer über die Straße gelegten Balken weggehen, deßwegen der
Schwesterbalken genannt.
Der Friede dauerte nicht lange. Mettus Suffetius, der albanische
Anführer, hatte bei den Seinen alle Gunst verloren, weil er auf den
für sie so ungünstig abgelaufenen Zweikampf angetragen hatte. Um
sich nun wieder beliebt zu machen, reizte er die Vejenter und Fidenater
gegen die Römer auf, welche nun diesen den Krieg erklärten. Auf¬
gefordert von Hostilius zur Theilnahme an dem Kampfe, wollte
Mettus vorher abwarten, wem das Kriegsglück günstiger sey und
wohin sich der Sieg neige, um sich an diese Partei anzuschließen. Des
Tullns Soldaten stutzten ob seiner unentschiedenen Stellung; doch dieser
gab vor, jener thue es auf seinen Befehl. Der Angriff geschah mit
der größten Hitze und die Feinde wurden geschlagen. Als nun Suffetius
am andern Tage dem Römer zu seinem Siege Glück wünschte, ließ
dieser ihn greifen und als Verräther verviertheilen. Hierauf wurde Alba
zerstört und die Einwohner nach Rom geführt. Rührend war die Scene,
als sie unter dem Krachen der Balken die Stadt verlassen mußten,,
wehmüthig nach den rauchenden Trümmern zurückblickend. Auf einmal,
nach einer Krankheit, legte Tullus das Schwerst bei Seite, sein
kriegerischer Muth sank gänzlich und an die Stelle des Waffengeklirres
traten Opfer und andere heilige Gebräuche. Vom Blitz erschlagen,
verbrannte er mit seinem Hause nach einer Regierung von 32 Jahren.
Ihm folgte Ankns Marcius, Enkel des Runm und eben so ein
Freund der Religion, der Gerechtigkeit und des Friedens. Er griff
zwar auch zu den Waffen, aber nur gezwungen. Als die Latiner sich
dem mit Tullus geschlossenen Bündnisse entzogen, ließ er ihnen den
Krieg in aller Form erklären, war Sieger im Kampfe und führte, die
Bewohner der eroberten Städte nach Rom, wo sie den Aventinuö und
das Thal zwischen diesem und dem Palatinischen Hügel anbauten. Hier
wohnten besonders die Plebejer. Auch gegen die Vejenter war er
glücklich uyd eroberte das Land bis an die Mündung der Tiber, wo
er den Hafen Ostia gründete. Er erbaute mitten in der Stadt zur