Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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Vorhof seines Hauses getragen, wo die bestürzte Wittwe mit Thränen 
und Verwünschungen das Volk zur Rache entflammte. Nachdem eine 
der Curien und viele andere Gebäude von der tobenden Menge in 
Asche gelegt waren, gieng der Zug nach Milo's Haus, das jedoch gut 
befestigt und mit Bogenschützen besetzt war. Pompejus, diese unruhigen 
Auftritte benützend, brachte es dahin, daß er zum alleinigen Cousul 
ernannt wurde. Der Name Dictator war verhaßt; Milo mußte nach 
Massilia in die Verbannung. Cicero hatte ihn kräftig vertheidigt. 
Als Statthalter in Cilicien schlug Pompejus die Parther und 
wurde vom Heere als Imperator begrüßt, was dem eiteln Manne sehr 
schmeichelte. Der gehoffte Triumph wurde ihm nicht bewilligt. 
Als Cäsar in Nom einzog, folgte Cicero aus Ehrgefühl dem 
Pompejus, ob ihn gleich Cäsar in Formiä besuchte, um ihn zu bear¬ 
beiten, und sein Tochtermann Dolabella ein Vertrauter desselben war. 
Nach der Schlacht von Pharsalus ließ ihm der Sieger ein verbindliches 
Schreiben zukommen, welches ihn veranlaßte, sogleich nach Italien 
zurückzukehren, wo er der Wissenschaft lebte. Bald darauf trennte er 
sich von der Terentia, um eine reiche Erbin zu heirathen, deren Ver¬ 
mögen er verwaltete. In einer berühmten Rede auf Cäsar, dem er 
sonst nicht schmeichelte, erschöpfte er sich in Lobsprüchen, weil er seinen 
Freund, Marcellus, großmüthig begnadigt hatte. Der Tod seiner 
Tochter Tullia schmerzte ihn tief. 
Nach Cäsars Tod hoffte er wieder den alten Einfluß zu gewinnen; 
aber Antonius trat auf, dem er indessen im Senat und auf der Redner- 
bühne kräftig entgegenarbeitete. Den Oktavian begünstigte er, ob er 
gleich dessen verstellte Mäßigung wohl erkannte. 
Bald sah er ein, daß dieser ihn nicht schützen wolle, als beide, um 
sich zu heben, ihre Freunde preisgaben. Antonius forderte den Kop> 
des Cicero und Oktavian suchte es nicht zu verhindern. Der Redner 
befand sich in Tusculum mit seinem Bruder Ouintus, als er die 
Achtserklärung erfuhr, worauf er sich an die Meeresküste begab und 
ein Schiff bestieg. Durch ungünstige Winde an's Land getrieben, 
er sich wiederum ein, gieng aber bald wieder an's Land, um auf seinkd 
Villa in Formiä bei Cajeta auszuruhen, wo er sein Schicksal erwarten 
wollte, auf beide Fälle gefaßt. Seine treuen Sclaven, welche Soldaten 
bemerkten, die abgeschickt waren, um ihn aufzusuchen, versuchten es/ 
ihn in einer Sänfte zu entfernen, und, von den Mördern verfolge 
schickten sie sich zum Kampfe an. Doch Cicero duldete dieses ui) / 
sondern bot sein Haupt dem Popilius dar, den er einst durch 
Rednergabe gerettet hatte, und starb, eines Mannes würdig, 64=3^'
	        
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