50 Friedrich Wilhelm III. Feldzug gegen Rußland. §. 14.
Breslau verlegt und mit der dort schon bestehenden katholisch-theo¬
logischen Facultät verbunden wurde.
Verschiedene Versuche, den Nationalhaß der Deutschen gegen die
Franzosen zu einem allgemeinen Aufstande der Nation zu entflammen,
scheiterten an der Furcht der Fürsten und der Erschlaffung des Volkes und
gereichten denen, die sie unternahmen, nur zu eigenem Verderben. Der
preußische Major von Schill, Befehlshaber eines von ihm (1806) ge¬
bildeten Freicorps und einer der heldenmüthigen Vertheidiger ColbergS,
führte sein Husarenregiment (von etwa 600 M.) aus Berlin wie zum
Exerciren heraus (28. April) und forderte es auf, mit ihm zur Befreiung
Deutschlands auszuziehen, fand aber, da gleichzeitig die Nachrichten von
Napoleon's Siegen an der Donau eintrafen, auf dem Zuge nirgends den
erwarteten Zulauf des Volkes; er fiel mit dem größten Theile seiner
Mannschaft in Stralsund (wo er eine Zuflucht auf der englischen Flotte
finden wollte) im Gefechte mit dänischen und holländischen Truppen; di«
gefangenen (11) Offiziere wurden in Wesel von den Franzosen erschosien.
4. Theilnahme am Feldzuge Napoleon's gegen Ru߬
land 1812.
Jene Reorganisations-Versuche betrachtete Napoleon nur mit
Mißtrauen und als Hindernisse seiner beinahe vollendeten Weltherr¬
schaft. Daher war Preußens Untergang (sei es auf dem Wege der
Allianz oder dem der offenen Feindschaft) beschlossen. Die neugesam¬
melten Kräfte des Staates sollten zunächst gegen den alten Freund
(Rußland) benutzt und dadurch so erschöpft werden, daß nach Ru߬
lands Bezwingung an keinen Widerstand mehr zu denken sei. So
mußte Preußen zu Napoleon's Feldzuge gegen Rußland 1812
ein Hülfscorps von 20,000 M. stellen, welches unter Hork's Führung
den äußersten linken Flügel der großen Armee bildete und nach Cur-
land und Liefland zog, um diese russischen Provinzen zu erobern.
Inzwischen behandelten französische Civil- und Militärbehörden Ost¬
preußen wie ein erobertes Land, dessen Häfen sie sperrten, und wo
sie, ganz nach Willkühr regierend, sich die gewaltthätigsten Erpressun¬
gen erlaubten. Als daher die französische Hauptarmee mehr durch
die Kälte als durch die russischen Waffen vernichtet war, folgte der
General Jork den dringenden Aufforderungen der Russen und der
allgemeinen Stimmung, indem er sich nach mancherlei Zerwürfnissen
mit Macdonald (dem Führer des linken Flügels) von diesem trennte
und die vom russischen General Diebitsch angebotene Neutralitäts¬
Convention annahm. Dieser Schritt änderte die ganze Weltlage und
drängte Preußen in die Stellung zurück, welche seiner Ehre und sei¬
nen Interessen entsprach.