Full text: Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde

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kreisliuie die Erdoberfläche, in zwei gleiche Theile, die östliche und 
westliche Halbkugel genannt werden. Es giebt östliche und 
westliche geogr. Länge. Jene ist die kürzeste Entfernung eines Ortes 
auf der Erdoberfläche vom Nullmeridiaue nach O., diese die kürzeste 
Entfernung eines Ortes vom Nnllmeridiane nach W. zn gerechnet. Man 
kann nun von einem Orte sowohl östliche, als auch westliche geogr. 
Länge bestimmen, doch pflegt man von Orten, die auf der östlichen 
Halbkugel liegen, hauptsächlich uur die östliche, und von Orten auf der 
westlichen Halbkugel nur die westliche geogr. Länge anzugeben. Will 
man die geogr. Länge eines Ortes bestimmen, so hat man das Stück 
des Parallelkreises zu messen, welches vom Nullmeridiane bis zu dem 
Orte gezogen ist, entweder nach O. oder nach W. zu, je nachdem die 
östliche oder die westliche geogr. Länge zu bezeichnen ist. Berlin liegt 
unter den 31 0 östl. Länge heißt: Berlin liegt auf der östl. Halbkugel, 
31 Grade des Parallelkreises von Berlin (52|°) vom 0. Meridiane 
(Meridian von Ferro) entfernt. Da nun die Parallelkreise durch die 
Meridiane in ihre Grade getheilt werden, so dienen die Meridiane dazu, 
die ganze Länge zu bezeichnen, und heißen deshalb auch Längenkreise. 
Oestliche und westliche Länge betragen zusammen 360°. Beträgt nun 
die östl. geogr. Länge eines Ortes 31" (n°), so beträgt die westliche 
360" — 31° (360° — n°) = 329° (= n°). Alle Orte, die unter 
demselben Meridiane liegen, haben gleiche geographische Länge. 
b. Bic Erde im Verhältnisse M Sonne. 
§. 5. Bewegung der Erde um ihre Axe; Tag und Nacht. 
Die Erde hat kein eigenes Licht, sondern empfängt dasselbe von 
der Sonne. Weil aber die Erde eine undurchsichtige Kugel ist, so kann 
die Sonne nur die Hälfte derselben auf einmal beleuchten. Die ihr 
zugekehrte Seite hat ihren natürlichen Tag, die entgegengesetzte Nacht. 
Die Grenze zwischen der erleuchteten und der dunkeln Halbkugel ist der 
Beleuchtungskreis, der in der Hauptrichtung von N. nach S. um 
die Erde geht und seine Lage in jedem Augenblicke verändert. Der 
Wechsel zwischen Tag und Nacht für einen Ort der Erdoberfläche scheint 
durch den Auf- und Niedergang der Sonne hervorgerufeu zu werden, 
während derselbe doch in der Bewegung der Erde um ihre Axe (Rota- 
tion) seinen Grund hat. In je 24 Stunden oder in einem (bürger- 
licheu) Tage dreht sich nämlich die Erde von W. nach O. einmal um ihre 
Axe. Bei der Axeudrehuug der Erde werden also in je 24 Stunden 
alle Theile der Erdoberfläche, erst die östlichen, dann die westlichen, 
der Sonne einmal zugekehrt, und alle haben in je 24 St. regel- 
mäßig abwechselnd einmal Tag und einmal Nacht. (Siehe jedoch § 9.) 
Mittag hat ein Ort in dem Augenblicke, in welchem der Mittel- 
Punkt der Sonne seinen Meridian am Himmel durchschneidet. Mittag 
haben zugleich mit ihm alle Orte der beleuchteten Halbkugel vom Nord- 
bis zum Südpole, die unter demselben Meridiane liegen. Diejenigen 
Orte, die auf dem entgegengesetzten Meridiane (180° entfernt) liegen, 
haben in derselben Zeit Mitternacht, während alle Orte am westlichen 
Rande der beleuchteten Halbkugel Morgen, alle am östlichen Rande
	        
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