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des adriatischen Meeres bis zur Moldau an der ganzen öst¬
reichisch-türkischen Grenze hinzieht. Die Militärgrenze schei¬
det sich in eine kroatische, slavonische, ungarische oder
bannatische und in eine sieben bürgische, welche letztere
weniger genau als die andern abgegrenzt ist. Die Bewoh¬
ner davon sind meist Slaven, dann auch Wlachen, Ezecklcr,
Deutsche, Zigeuner u. a. Dieser ganze Grenz-Landstrich von
227 Meilen bildet eine förmliche Soldaten-Colonie, alle Be¬
hörden sind militärisch, alle Beamten haben Offiziers-Rang
und Titel, der gemeine Mann aber ist Soldat und Bauer
zugleich. Jeder besitzt sein Familien-Grundstück, erblich, hat
nichts als eine unbedeutende Grundsteuer zu entrichten, muß
aber die Grenze vertheidigen. Die sämmtlichen Einwohner,
welche Grenzer oder „Granitzer" heißen, sind in 17 Infanterie-
Regimenter, 1 Husaren-Regiment und 1 Matrosen-Bataillon
(Tschaikisten) getheilt. Außer den Festungen Petcrwar-
dein, Semlin, Orsowa u. a. an der türkischen Grenze
liegen in abgemessenen Zwischenräumen Wach - und Blockhäuser.
Dieser Grcnzstrich wird streng bewacht, damit sich weder die
Pest, noch das türkische Raubgesindel hinüberschleiche. Bei
4000 Grenzer stehen auf täglichem Dienste, bei einiger Ge¬
fahr 7000, bei drohender Gefahr 11,000 Mann. Durch die
Allarmstangen kann in vier Stunden der ganze Grenzzug unter
Waffen gesetzt sein. Die starke Felsenfestung Peterwar¬
dein, welche auf einem in die Donau hervortretenden Fel¬
senberge liegt, ist das östreichische Gibraltar. Hier siegte
1716 Eugen über die Türken. \ Stunde von Peterwardcin
ist die von Eugen zum Denkmale des erfochtenen Siegs er¬
baute Kapelle „Maria Schnee." In ihrer Nähe ist die
„Breuners-Eiche", an welche der Graf Brcuner von den
Türken angeschmiedet dem Kampfe zuschauen mußte. Als die
Schlacht für sie verloren ging, durchbohrten ihn die Pfeile
seiner Wächter.
Und wo nächst der Kapelle ’jie Eiche groß und alt
Den langen Schatten breitet, da ruft der Führer: „Halt!" —
„Noch jetzt steht jene Eiche nah' an dein Kirchenrain,
Ein ärmliches Geländer aus Holz nur schließt sie ein." —
Peterwardcin gegenüber liegt das lebhafte Neusatz, was
ausgebreiteten Handel mit der Türkei treibt. Karlowitz an
d. Donau, welches der Sitz eines griechischen Erzbischofs ist,
ist durch seinen Wein, wie durch den 1699 daselbst geschloj-
senen Frieden bekannt. Am Zusammenflüsse der Sau mit
der Donau liegt die starke Festung Semlin, eine wichtige
Handelsstadt, die mehr als 10,000 Einw. zählt. Gegenüber
liegt die türkische Festung Belgrad. Beide werden in den
Türkenkriegen vielfach erwähnt. Bekannt ist auch das Volkslied: