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sitzen, sondern auch die gehörige Gestalt haben, daß
sie in das Schloß passen. Daher sind die Flintensteine
eine Handelswaare geworden, wiewol man sie bekannt¬
lich um einen sehr wohlfeilen Preis haben kann, 1000
Stück für etwa 2 Thaler. Lange bedienten sich die
Deutschen ihrer, ohne sich darum zu kümmern, wo sie
hekkamen, und wie sie zubereitet würden. Das erste
war nicht schwer zu erforschen: man erfuhr bald: daß
von Frankreich aus die Hauptversendung geschah, und
daß Holland immer einen großen Vorrath davon aufkau¬
fe, um zu Knegszeiren, wenn Frankreich die Ausfuhr
verbietet, andere Lander damit versorgen zu können.
Mehr Schwürigkeit hatte es, die Zubereitung dersel¬
ben zu entdecken, da Frankreich ein Geheimniß daraus
machte. Einige hatten die seltsame Meinung, daß die
Masse der Flintensteine in den Bergen weich sei, daß
man sie mit einem Instrumente zerschneide, und dann an
der Luft erhärten lasse. Andere glaubten, sie würden
geschliffen, da sie so glatt und eben wären, und alle ei¬
nerlei Form haben; nur widersprach dem der geringe
Preis. — Um diese Kunst in sein Land zu ziehen, trug
der König von Preussen, Friedrich Wilhelm I (171Z
.— 1740) dem damaligen Unternehmer der einheimi¬
schen Gewehrfabriken, dem Kaufmann Splittgerber,
auf, die Bereitung der Flintensteine in Frankreich aus¬
forschen zn lassen. Dieser schickte zu dem Ende einen
Büchsenschafter der Gewehrfabrik zu Potsdam mit der
nöthigen Anweisung ab, welcher sich nach St. Anges,
einem Städtchen in Berry (südlich von Paris auf der
Westseite der Loire) begab, wo ansehnliche Flintenstein¬
brüche sind. Hier arbeitete er alsBüchsenschaftergeselle
bei einem dort ansässigen Landsmanne ein Vierteljahr-
lang, und erlernte glücklich die Handgriffe jener Kunst.
Er reiste darauf nach Potsdam zurück, und brachte ei¬
nen sechs Pfund schweren Flintenstein mit, woran er,
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