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Meeres, abstammen, und viele andere grauenvolle Wesen. Die Nacht
erzeugt aus ihrem Schooße die drei Mören (bei den Römern Parzen),
Klotho, die den menschlichen Lebensfaden beginnt, Lachusis, die ihn
weiter spinnt, und Atropos, die ihn abschneidet.
Kronos, bei den Römern Saturnus, führt nun die Herrschaft;
unter seiner Regierung ist das goldene Zeitalter. Er verzehrt alle
Kinder, die ihm von seiner Gemahlin Rheia, Kybele, geboren werden;
nur Zeus, Jupiter, den jüngsten, weiß die Mutter zu retten. Er
entreißt dem Vater die Herrschaft und stiftet nach einem furchtbaren
Kampfe mit den Naturgewalten das Reich der olympischen Götter.
Die himmelstürmenden Titanen und Giganten werden besiegt und in
den Tartaros begraben; ausgenommen sind nur Themis, Okeanos und
Hyperion. In diesem Reiche ist jetzt Zeus der höchste Gott und
Herrscher über den Himmel und den Aether, die obere Luftregion; er
schafft die Tage, Jahre und Jahreszeiten, sendet Winde und Regen,
Schnee und Sonnenschein. Er ist der Vater der Horen, der Jahres¬
zeiten. So wie Zeus Herrscher im Himmel ist, so auch auf der Erde,
doch steht das Fatum, das waltende Schicksal, als die höchste Ent¬
scheidung über den Menschen da. Seine Schwester Hera (Juno bei
den Römern) ist seine Gemahlin. Sie ist Beschützerin der Ehen und
bestraft streng jede Verletzung derselben. Pallas Athene (Minerva
der Römer), entsprungen mit Waffen in der Hand dem Haupte des
Zeus, die Göttin der Weisheit, ist die Schutzgöttin von Athen. Sie
erfand und beschützt die Künste, erfand den Pflug, beschützt die Städte
und die bürgerlichen Einrichtungen, erfand die Kriegskunst, die Heil-
kunst, die Flöte, das Weben. Vermählt mit ihr ist der Sohn des
Zeus und der Hera, Hephästos (Vulcan bei den Römern), der Gott
des Feuers und Erfinder der Metallarbeiten; er arbeitet in den Vul-
canen, wo die Cyklopen als Gehülfen ihm dienen. Apollo, als strah¬
lender Lichtgott, Phöbos ist Gott der Musik und der Dichtkunst und
Führer der neun Musen, Klio, die Muse der Geschichte, Kalliope
des Heldengedichts, Melpomene des Trauerspiels, Thalia des Lustspiels,
Erato der Liebeslieder, Euterpe der Musik, Terpsichore der Tanzkunst,
Polyhymnia der Beredsamkeit, Urania der Sternkunde. Die Schwester
des Apollo ist Artemisia (bei den Römern Diana), Göttin des Mondes
und der Jagd. Poseidon (bei den Römern Neptun), der Gott des
Meeres, ist mit der Meernymphe Amphitrite vermählt. Ares (Mars
der Römer) ist der Gott des Krieges. Eros (Amor, Eupido) der
Gott der Liebe, Hermes (Merkur der Römer) der Götterbote und
Gott der Kaufleute, und Hestia (bei den Römern Vesta), die Göttin
des Feuers, gehören ebenfalls zu den Herrschern des Olymps.
Noch andere Götter und Göttinnen sind: Demeter (Ceres der
Römer), die Göttin des Getreides, Plutos, Gott des Reichthums, sonst
auch der Unterwelt, die von dem dreiköpfigen Hunde Kerberos bewacht
wird, Dionysos (Bakchos, Bacchus der Römer), Gott des Weines.
Der bekannteste unter den Heroen, Helden, ist Herakles (Her¬
kules der Römer). Er ist der Sohn des Zeus und der Thebanerin
Alkmene und Stammhaupt der Königsgeschlechter in Macedonien,
Thessalien und Dorien. Seine Hauptheldenthaten sind die zwölf Ar¬
beiten, die ihm Eurystheus aufgab, in dessen Dienst'er sich auf den