97
durch ihre Zaubermittel vor allen Gefahren zu schützen. Die ihm von
Aetes gestellten Aufgaben wurden glücklich vollführt, das Vließ wurde
aber dem Jason vorenthalten, und Aetes sann über dieses auf Mittel
die Argonauten zu verderben. — Medea entdeckte die geheime Absicht
und führte den Jason in der Nacht in den mit einer siebenfachen Mauer
umschlossenen Hain, wo sie den Drachen einschläferte, so daß Jason
ihn todten und das goldne Vließ nehmen konnte. Dieses wurde nun
auf die Argo gebracht, worauf die Argonauten schleunig sich auf den
Rückweg begaben und die Medea mitnahmen, die sich dann mit Jason
vermählte.
Der zweite größere Zug der griechischen Heldenzeit ist der Krieg
gegen Tro^a, der zehn Jahre 1184—1194 dauerte. Die Veranlassung
desselben war folgende. Auf der Nordwestküste Kleinasiens lag der
blühende, reiche Staat Ilion oder Troja, dessen König Priamus hieß.
Er hatte einen Sohn, Namens Paris, der den König von Lacedämon,
Menelaos, besuchte und von ihm gastfreundlich aufgenommen wurde.
In den damaligen Zeiten, so wie im Morgenlande noch jetzt, war die
Gastfreundschaft eine der heiligsten Pflichten und ein Bruch derselben
galt als ein großes Verbrechen. Die Gemahlin des Königs, die schöne
Helena, gefiel dem Paris und er entführte sie und nahm sie mit nach
Troja. Menelaos forderte die Helden des übrigen Griechenlandes auf
ihn auf seinem Rachezug nach Troja zu begleiten. Die Fürsten sam¬
melten ein großes Heer und eine bedeutende Flotte, um es nach Asien
überzuführen. Anführer war der Bruder des beleidigten Gatten, Aga¬
memnon, König von Mycenä; andere Führer waren, Menelaos,
Achilles aus Thessalien, der Führer der Myrmidonen, und sein Freund
Patroklus, der greise Nestor aus Pylos, der Rathgeber in den schwie¬
rigen Fällen, zwei Ajax, der eine aus Salamis, der andere aus
Lokris, beide besonders kräftige Helden, der durch Schlauheit und List
berühmte Odysseus (Ulysses), König von Jthaka, Diomedes aus
Aa:gos, Jdomeneus von der Insel Kreta, der Enkel des Minos,
Menstheus aus Athen, und noch viele andere Helden. In Aulis,
wo der Sammelplatz der Schiffe war, hatten die Griechen schon vieles
zu erleiden^ durch eine pestartige Krankheit, der sie sich durch widrige
Winde zurückgehalten, nicht entziehen konnten. Da fragte Agamemnon,
der sich diese Strafe durch einige Worte gegen Diana, die Göttin der
Jagd, zugezogen hatte, den Seher Kalchas, auf welche Weise die
Göttin zu versöhnen sei. Diese erwiederte durch den Tod seiner Tochter
Jphigenia. Mit blutendem Herzen ließ der Vater sie nach Aulis
kommen, überlieferte sie dem Priester, und schon hatte dieser das Opfer¬
messer über sie geschwungen, um sie zu opfern, als Diana sich ihrer
erbarmte, sie in eine Wolke hüllte, sie nach Tauris führte und daselbst
zur Oberpriesterin ihres Tempels machte. Nun konnte die Flotte ab¬
segeln. Vor Troja angekommen forderte zuerst Menelaos persönlich
Genugthuung für den erlittenen Raub und Schimpf; als diese ihm
aber nicht ward, erfolgte ein blutiger Kampf, der zehn Jahre unter
abwechselndem Glück dauerte. Auf der Seite der Trojaner standen
ebenfalls tapfere Männer und berühmte Helden. Der vorzüglichste
unter ihnen war Hektor, einer der fünfzig Söhne des Priamos, nicht
minder berühmt Aeneas, der kindlich fromme Sohn des Anchises.
Brebow u, Erz. a. d, Mg. WUtg. 13. Aust. 7
1184
bis
1194