Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte

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durch ihre Zaubermittel vor allen Gefahren zu schützen. Die ihm von 
Aetes gestellten Aufgaben wurden glücklich vollführt, das Vließ wurde 
aber dem Jason vorenthalten, und Aetes sann über dieses auf Mittel 
die Argonauten zu verderben. — Medea entdeckte die geheime Absicht 
und führte den Jason in der Nacht in den mit einer siebenfachen Mauer 
umschlossenen Hain, wo sie den Drachen einschläferte, so daß Jason 
ihn todten und das goldne Vließ nehmen konnte. Dieses wurde nun 
auf die Argo gebracht, worauf die Argonauten schleunig sich auf den 
Rückweg begaben und die Medea mitnahmen, die sich dann mit Jason 
vermählte. 
Der zweite größere Zug der griechischen Heldenzeit ist der Krieg 
gegen Tro^a, der zehn Jahre 1184—1194 dauerte. Die Veranlassung 
desselben war folgende. Auf der Nordwestküste Kleinasiens lag der 
blühende, reiche Staat Ilion oder Troja, dessen König Priamus hieß. 
Er hatte einen Sohn, Namens Paris, der den König von Lacedämon, 
Menelaos, besuchte und von ihm gastfreundlich aufgenommen wurde. 
In den damaligen Zeiten, so wie im Morgenlande noch jetzt, war die 
Gastfreundschaft eine der heiligsten Pflichten und ein Bruch derselben 
galt als ein großes Verbrechen. Die Gemahlin des Königs, die schöne 
Helena, gefiel dem Paris und er entführte sie und nahm sie mit nach 
Troja. Menelaos forderte die Helden des übrigen Griechenlandes auf 
ihn auf seinem Rachezug nach Troja zu begleiten. Die Fürsten sam¬ 
melten ein großes Heer und eine bedeutende Flotte, um es nach Asien 
überzuführen. Anführer war der Bruder des beleidigten Gatten, Aga¬ 
memnon, König von Mycenä; andere Führer waren, Menelaos, 
Achilles aus Thessalien, der Führer der Myrmidonen, und sein Freund 
Patroklus, der greise Nestor aus Pylos, der Rathgeber in den schwie¬ 
rigen Fällen, zwei Ajax, der eine aus Salamis, der andere aus 
Lokris, beide besonders kräftige Helden, der durch Schlauheit und List 
berühmte Odysseus (Ulysses), König von Jthaka, Diomedes aus 
Aa:gos, Jdomeneus von der Insel Kreta, der Enkel des Minos, 
Menstheus aus Athen, und noch viele andere Helden. In Aulis, 
wo der Sammelplatz der Schiffe war, hatten die Griechen schon vieles 
zu erleiden^ durch eine pestartige Krankheit, der sie sich durch widrige 
Winde zurückgehalten, nicht entziehen konnten. Da fragte Agamemnon, 
der sich diese Strafe durch einige Worte gegen Diana, die Göttin der 
Jagd, zugezogen hatte, den Seher Kalchas, auf welche Weise die 
Göttin zu versöhnen sei. Diese erwiederte durch den Tod seiner Tochter 
Jphigenia. Mit blutendem Herzen ließ der Vater sie nach Aulis 
kommen, überlieferte sie dem Priester, und schon hatte dieser das Opfer¬ 
messer über sie geschwungen, um sie zu opfern, als Diana sich ihrer 
erbarmte, sie in eine Wolke hüllte, sie nach Tauris führte und daselbst 
zur Oberpriesterin ihres Tempels machte. Nun konnte die Flotte ab¬ 
segeln. Vor Troja angekommen forderte zuerst Menelaos persönlich 
Genugthuung für den erlittenen Raub und Schimpf; als diese ihm 
aber nicht ward, erfolgte ein blutiger Kampf, der zehn Jahre unter 
abwechselndem Glück dauerte. Auf der Seite der Trojaner standen 
ebenfalls tapfere Männer und berühmte Helden. Der vorzüglichste 
unter ihnen war Hektor, einer der fünfzig Söhne des Priamos, nicht 
minder berühmt Aeneas, der kindlich fromme Sohn des Anchises. 
Brebow u, Erz. a. d, Mg. WUtg. 13. Aust. 7 
1184 
bis 
1194
	        
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