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3. Doch als aus Kerkergittern
im festen Mantua
die treuen Waffenbrüder
die Händ er strecken sah,
da rief er aus: »Gott sei mit euch,
mit dem verratnen Deutschen Reich
und mit dem Land Tirol!«
4. Dem Tambour will der Wirbel
nicht unterm Schlegel vor,
als nun Andreas Hofer
schritt durch das finstre Tor;
Andreas, noch in Banden frei,
dort stand er fest auf der Bastei,
der Mann vom Land Tirol.
5. Dort soll er niederknieen.
Er sprach: »Das tu ich nit!
Will sterben, wie ich stehe,
will sterben, wie ich stritt,
so, wie ich steh auf dieser Schanz.
Es leb mein guter Kaiser Franz,
mit ihm sein Land Tirol!«
6. Und von der Hand die Binde
nimmt ihm der Korporal;
Andreas Hofer betet
allhier zum letztenmal.
Dann ruft er: »Nun, so trefft mich recht!
Gebt Feuer! — Ach, wie schießt ihr schlecht!
Ade, mein Land Tirol!« juiius Mosen.
124. Die Rückkehr der Franzosen aus Rußland.
Es war nach dem Neujahr 1813. Schon war die Kunde von
dem Schicksal der Großen Armee bis in die entlegenste Hütte
gedrungen. Zuerst waren dunkle Gerüchte gekommen von Not
und Verlust, dann die Nachricht von einem ungeheuren Brand in
Moskau, dann von einer Flucht durch Eis und Wüsteneien, von
Hunger und unsäglichem Elend. Seit den letzten Tagen wußte
man, daß der Kaiser selbst von seinem Heere geflohen war. In