Full text: Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum

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Sänfte nach betn Meere tragen. Unterwegs wurde er aufge¬ 
griffen und als er keine Rettung mehr sah, ließ er die Sänfte 
niedersetzen und reichte sein Haupt dem Führer der Mannschaft, 
dem Popilius Länaö, den er einst vor Gericht vertheidigt hatte, 
zum Abhauen dar. Dasselbe wurde nach Rom gebracht, und 
nachdem Antonius Gemahlin die Zunge wüthend mit Nadeln 
durchstochen hatte, zum Hohne aus der Rednerbühne aufgestellt. 
(43 v. Chr. G.) Cicero glänzt in der römischen Literatur als 
Redner und Verfasser vieler Schriften über die Redekunst, wie 
über philosophische Gegenstände. 
§ 19. Julius Cäsar Oetavianus Augustus. 
In dem Jahre, in welchem Cäsar ermordet wurde, beklei¬ 
dete derselbe das Consulat zugleich mit Marcus Antonius. 
Dieser ehrgeizige Mann strebte nun dahin, Cäsars Stelle 
einzunehmen. Die Verschworenen flüchteten sich, um sich gegen 
die Wuth des Volkes zu schützen, aufs Capitol und sammelten 
hier eine Bande Gladiatoren (Fechter.) 
Antonius ließ aber Truppen in die Stadt rücken und es 
schien, als ob es zum Kampfe kommen würde. Da bewirkte 
Cicero am 17. März eine Amnestie, wie schon oben erwähnt ist. 
Antonius schürte aber die Erbitterung von Neuem, als er wenige 
Tage nachher bei der prächtigen Leichenfeier des Gemordeten 
eine Rede hielt, in der er dessen glänzende Verdienste und seine 
Liebe zum Volke schilderte. Als die Leiche auf dem Scheiter¬ 
haufen verbrannt wurde, nahm der Pöbel brennende Scheite von 
demselben, und wollte die Häuser der Mörder anzünden. Diese 
hielten es daher für gerathen, sich aus der Stadt zu entfernen. 
Antonius bemächtigte sich hierauf der Papiere und Briefschaften 
Cäsars, setzte den Senatsbeschluß durch, daß alle seine Verord¬ 
nungen Gesetzeskraft haben sollten und machte nun willkührliche 
Einrichtungen unter dem Vorwände, daß er sie in Cäsars hinter¬ 
lassenen Papieren gefunden habe. Um diese Zeit traf Casus 
Julius Cäsar Octavianus, der Enkel von Cäsars Schwester, aus 
Apollonia in Griechenland, wo er studirte, in Rom ein. Er 
war ein Sohn des Senators Casus Octavius, den er schon im 
vierten Lebensjahre verlor, und der Attia, Tochter der Julia,
	        
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