Full text: Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum

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der Schwester Cäsars, und von diesem adoptirt und zum Haupt¬ 
erben eingesetzt. 
Während er von der republikanischen Partei, namentlich 
von Cicero, mit offenen Armen empfangen wurde, behandelte ihn 
Antonius mit Stolz und Geringschätzung. Damals begann Cicero 
seine heftigen Reden gegen Antonius zu halten, die nicht wenig 
dazu beitrugen, den Haß desselben und seine glühende Rachsucht 
zu nähren, und die Ciceros trauriges Ende veranlaßten. 
Antonius ging in seinem Trotze und seiner Willkühr so weit, 
daß er Oberitalien (das cisalpinische Gallien) für sich als Pro¬ 
vinz verlangte, obschon dasselbe dem Decimus Brutus, einem der 
Mörder Cäsars, zugesprochen und derselbe bereits dorthin abge¬ 
gangen war. 
Als der Senat sich weigerte, ließ er sich dieses Land durch 
einen Volksbeschluß zusprechen, eilte dann nach Brundusium und 
holte von dort seine Legionen; Octavian aber brachte ein ande¬ 
res Heer zusammen, und da zwei Legionen des Antonius zu ihm 
übergingen, stand dieser von seinem Zuge gegen Rom ab und 
begab sich nach Oberitalien, wo er den Brutus in Mutina (Mo¬ 
dena) belagerte. Da erklärte der Senat dem Antonius den Krieg, 
und die beiden Consuln, Hirtius und Pansa, eilten mit einem 
Heere, bei dem Octavianus Proprätor war, nach Mutina, um 
die Stadt zu entsetzen. Die Schlacht fiel für Antonius unglück¬ 
lich aus, obschon er anfangs siegreich gewesen war, und er eilte 
nach dem jenseitigen Gallien; auf Seiten des Heeres der Repu¬ 
blik fielen aber beide Consuln. Der Senat machte nun Miene, 
sich des Octavian, der ihm verdächtig wurde, zu entledigen; nicht 
ihm, sondern dem Brutus wurde die Fortsetzung des Krieges 
übertragen und der Triumph zuerkannt. Daher verband sich 
-Octavian im Geheimen mit Antonius und dem Statthalter in 
Gallien, Lepidus, zu dem jener geflohen war, marschirte mit sei¬ 
nen Truppen gegen Rom, erzwang sich dort das Consulat und 
veranlaßte einen Beschluß, daß trotz der Anmestie eine Untersu¬ 
chung über Cäsars Mord verhängt, und als die Theilnehmer sich 
nicht vor Gericht stellten, sie geächtet würden. Dann ließ er sich 
die Führung des Krieges gegen Antonius und Lepidus übertra¬ 
gen, die bereits nach Oberitalien aufgebrochen waren; er zog
	        
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