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der Schwester des Octavianus, gestiftet wurde. Viel Noth machte
den Triumvirn damals Sextus Pompejus, der sich des Meeres
und der Inseln bemächtigt hatte und von da aus Italien be¬
unruhigte. Zuletzt durch Agrippa, einen Feldherrn des Octavian,
zur See besiegt, floh er nach Kleinasien und wurde zu Milet ge-
tödtet. Ein großer Theil seines Landheeres, das in Sizilien
stand, ergab sich dem Lepidus, und dieser, im Vertrauen auf
eine solche Macht, strebte nun dahin, sich dem Octavian gegenüber
eine selbstständige Stellung zu verschaffen. Da eilte Octavian
nach Sizilien, suchte anfangs die Truppen des Lepidus zum Ab¬
fall zu bewegen und rückte dann, als dies mißlang, schlagfertig
gegen ihn. Da ging das ganze feindliche Heer zu ihm über,
Lepidus flehte fußfällig um Gnade, erhielt dieselbe und trat dann
in den Privatstand Zurück, in dem er noch zwanzig Jahre lang
mit der Würde eines Oberpriesters bekleidet, lebte. Octavian
stand nun als Gebieter des Westens da; im Gefühle seiner
Macht und Sicherheit änderte er sein ganzes Benehmen und aus
dem grausamen und rachsüchtigen Triumvir wurde ein milder,
freundlicher und großmüthiger Herr. Allmählich wandten sich
ihm die Herzen zu, während Antonius durch sein unbesonnenes
Benehmen dieselben sich immer mehr entfremdete.
Er lebte in üppiger und schwelgerischer Weise in Alexan¬
drien bei Cleopatra, der er Armenien schenkte und die er sogar
nach Verstoßung seiner Gattin Octavia heirathete; auch ihre
Kinder bedachte er mit Ländern und hielt zu Alexandrien nach
einem glücklichen Feldzuge in Asien einen prächtigen Triumph.
Das Alles beleidigte das Ehrgefühl des römischen Volkes, und
als sich die beiden Triumvirn gegenseitig beim Senat verklag¬
ten, nahm derselbe für Octavian und seine allgemein geachtete
und verehrte Schwester Partei.
Der Krieg wurde erklärt, aber nicht dem Antonius, sondern
der Königin Cleopatra. Antonius, von der Cleopatra begleitet,
ging nach Samos, wo der Sammelplatz seiner Truppen war.
Dann ließ er sein Landheer bei Actium, einem Vorgebirge in
Acarnanien, lagern; seine Freunde riethen zu einer Landschlacht,
da er an Truppenmacht seinem Gegner überlegen war und er
selbst als Feldherr größer dastand, als Octavian. Aber Cleo-